Arbeitskreis besucht Gedenkstätte auf Lagergelände

Artikel des Bergsträßer Anzeiger vom 13. November 2002

Arbeitskreis besucht Gedenkstätte auf Lagergelände
(Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge fährt zum ehemaligen Konzentrationslager nach Osthofen)

"Erziehungs- und Besserungsanstalt in Osthofen - Im Konzentrationslager Osthofen werden verwilderte Marxisten zu anständigen Menschen erzogen." Mit dieser Überschrift berichtete das "Frankfurter Volksblatt" in seiner Ausgabe vom 22./23. April 1933 über das erste Konzentrationslager im damaligen Hessen. Also nur wenige Wochen nach der Machtergreifung durch die Nazis.

Bereits um den 8. März 1933 wurde damit begonnen, in der stillgelegten Papierfabrik im rheinhessischen Osthofen das erste hessische Konzentrationslager zu errichten.

Die führenden Funktionäre von KPD und SPD waren das Ziel der ersten Verhaftungswelle der nationalsozialistischen Rollkommandos Anfang März 1933. Mit dieser planmäßigen Aktion sollten sofort die Gegner des Nationalsozialismus ausgeschaltet werden. Außerdem wurde die Bevölkerung durch diese Maßnahmen von den Nazis in Angst und Schrecken versetzt. Binnen kurzer Zeit waren die hessischen Gefängnisse mit politischen Gefangenen überfüllt.

Dr. Werner Best, Verfasser der berüchtigten "Boxheimer Dokumente", die bereits 1931 das Konzept von Hitlers Machtergreifung beinhalten, wurde im Februar 1933 zum nationalsozialistischen Staatskommisar für das Polizeiwesen in Hessen ernannt. Er erteilte Anfang März 1933 den Auftrag zur Errichtung des ersten hessischen Konzentrationslagers in Osthofen und ernannte den ersten Lagerleiter.

Die Insassen des KZ Osthofen waren aus dem südhessischen und rheinhessischen Raum nach Osthofen gebracht worden, darunter auch Zwingenberger Nazi-Gegner. Es waren Juden, Sozialdemokraten, Kommunisten, Mitglieder des Zentrums und Männer des kirchlichen Widerstands. Die hessische Bevölkerung wurde mit Drohungen "Wer Kritik übt oder sich widersetzt, kommt nach Osthofen" oder "In Osthofen ist noch viel Platz" von den Nazis massiv eingeschüchtert.

Obgleich das Lager Osthofen im Juni 1934 wieder aufgelöst wurde, begann dort für viele der Inhaftierten ihr Leidensweg in die Vernichtungslager Dachau, Buchenwald und Ausschwitz.

In den siebziger Jahren gründeten Überlebende die Lagergemeinschaft Osthofen. Die Anbringung der Gedenktafel "Niemals wieder!" an einer Außenmauer war ihrer Initiative zu verdanken. Im Oktober 1986 wurde der Förderverein "Projekt Osthofen" gegründet mit der Zielsetzung, auf dem ehemaligen Lagergelände eine Gedenkstätte zu errichten. Dem Verein ist es zu verdanken, dass 1989 das Lager unter Denkmalschutz gestellt wurde.

Der Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge e.V. unterhält seit seiner Gründung im Juni 1999 Kontakte zum Förderverein Osthofen. (....)

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