Nachfahren Zwingenberger Juden zu Besuch

Familie Schack mit Fritz Kilthau (3.v.l.) und Ulrike Jaspers-Kühnnhold (5.v.l.) in der Zwingenberger Altstadt

Gabriel Schack und seine Familie auf den Spuren ihrer Familiengeschichte

Am 14. April 2025 besuchten Gabriel Schack aus Mexico-City, seine Ehefrau Batia und ihre vier Kinder Itai, Orly, Liat und Tali Zwingenberg auf den Spuren ihrer jüdischen Vorfahren. Fritz Kilthau, Verfasser einiger Publikationen zur jüdischen Lokalgeschichte, und Ulrike Jaspers, Vorsitzende des Vereins „Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge“, führten die Gäste zunächst durch die Zwingenberger Altstadt zum Haus Obergasse 3, dem früheren Wohnhaus von Martha und Moritz Schack. Sie waren die letzten hiesigen Juden, die nach der Verwüstung ihrer Wohnung in der Reichspogromnacht im Juni 1939 nach Frankfurt zogen. Moritz Schack wurde in Auschwitz ermordet, Martha beging Selbstmord. Weitere Informationen zu dem aus Georgenhausen im Odenwald stammenden Moritz Schack steuerte Jürgen Poth aus Spachbrücken/Reinheim bei, der sich seit einiger Zeit mit der dortigen Geschichte der Familie Schack befasst. Große Aufmerksamkeit und Betroffenheit herrschte, als Fritz Kilthau von den schrecklichen Vorgängen bei den Schacks in der Reichspogromnacht 1938 erzählte. Auch die Details der Flucht der Schacks-Kinder in der NS-Zeit fand – insbesondere bei den jugendlichen Besuchern - großes Interesse. Weitere Stationen des Rundgangs in Zwingenberg waren die zwei ehemaligen Synagogen sowie die Gedenktafel im Rathaushof.

In welchem verwandtschaftlichen Verhältnis steht Gabriel Schack zu Martha und Moritz Schack? Marthas und Moritz‘ Sohn Jack Leo Schack flüchtete Anfang 1933 aus Zwingenberg nach Frankreich und emigrierte von dort nach Mexico. Sein 1940 geborener Sohn Norbert Gérard lebt noch heute in der Schweiz und besuchte im April 2001 Zwingenberg, wo er vom damaligen Bürgermeister Kurt Knapp und Fritz Kilthau begrüßt wurde. Gabriel Schack, der jetzt mit seiner Familie nach Zwingenberg kam, ist ein Sohn von Norbert Gérard Schack – er ist somit Teil der dritten Generation nach den Schacks aus Zwingenberg.

Mit großem Interesse folgten die Besucher Fritz Kilthau auf dem Alsbacher Judenfriedhof zu den Gräbern weiterer Vorfahren. Zunächst waren dies die Gräber von Aaron und Sarah Rothensies, den Eltern von Martha Schack. Mit großem Engagement beteiligten sich die jugendlichen Besucher beim Entziffern der hebräischen Grabinschriften. Schließlich standen die Besucher vor den Gräbern von Marthas Großeltern, Loeb (1803 – 1882) und Marianne Rothensies (gest. 1882). Nicht nur Gabriel Schack und seine Frau waren sehr berührt, sondern auch ihre vier Kinder – sie waren in Folge die siebte Generation. Gabriel Schack und seine Familie bedankten sich herzlich für den sehr informativen und beeindruckenden Besuchstag auf den Spuren ihrer Vorfahren in Zwingenberg.

Marianne und Loeb Rothensies (Quelle: Joan Haahr, New York)
Grabsteine von Loeb Rothensies - vorn links - und Marianne Rothensies - rechts in Reihe dahinter (Quelle: Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge)