Die Reichspogromnacht im Kreis Bergstraße

Bildvortrag „Als die Synagogen brannten - die Reichspogromnacht 1938 im Kreis Bergstraße

Zum Gedenken an die Reichspogromnacht um den 9./10. November 1938 lud der Ortsverein der Zwingenberger SPD am Dienstag, 9. November 2021, 19 Uhr in die Remise beim Alten Amtsgericht (Obertor 1) ein.

Der diesjährige Referent, Dr. Fritz Kilthau, 1. Vorsitzender des Vereins „Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge“ und Autor mehrerer Publikationen zur NS-Zeit in Zwingenberg und Umgebung, sprach zum Thema „Als die Synagogen brannten – die Reichspogromnacht im Kreis Bergstraße“ sprechen. Er berichtete von den Zerstörungen der Synagogen in Bensheim, Heppenheim, Lampertheim, Lorsch und Viernheim, den Verwüstungen und Beschädigungen der jüdischen Gotteshäuser in Biblis, Neckarsteinach, Rimbach und Zwingenberg. Die Synagogen in Auerbach, Birkenau, Bürstadt, Groß-Rohrheim, Hirschhorn und Lautertal waren bereits vor der Pogromnacht verkauft worden und entgingen hierdurch dem Angriff der nationalsozialistischen Horden. Ausführlich wurde aber auch auf die Angriffe gegen jüdischen Bürger in den Bergsträßer Gemeinden und Städten eingegangen; auch auf die Verwüstung des Alsbacher Judenfriedhofs, auf dem viele jüdische Bürger aus der nördlichen Bergstraße begraben sind, wurde hingewiesen. Kilthau ging aber auch auf den wirtschaftlichen Aspekt der Pogromnacht ein, der oftmals unterschätzt oder völlig ausgeblendet wird: Die Vermögenserfassung der Juden im April 1938 erlaubte die Erpressung von mehr als 1 Milliarde Reichsmark nach der Reichspogromnacht als so genannte Sühneleistung. Die Emigration der Juden wurde mit der extrem hohen so genannten Reichsfluchtsteuer für das jüdische Vermögen und der „Dego-Abgabe“ für transferiertes Geld belastet oder unmöglich gemacht. Die „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“ vom 12. November 1938 bedeutete entweder Stilllegung eines Betriebs oder Zwangs-„Arisierung“ (Verkauf an nichtjüdische Bürger) meist unter Wert.

Was wird aus der Geschichte der NS-Zeit – hier den Geschehnissen der Reichspogromnacht - gelernt? Leider gibt es immer noch rechtspopulistische und rechtsextreme Parteien und Gruppierungen, die sich mit antisemitischen Aussagen hervortun. Erschreckend ist allerdings auch das Ergebnis einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung, die aufzeigt, dass immer noch viele Menschen eindeutig antisemitisch eingestellt sind. Wodurch kann dies geändert werden?

Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung in der Remise wurde an der Gedenk- und Namenstafel im Rathaushof der Opfer des Nationalsozialismus mit einer Schweigeminute gedacht.



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