Frederik Roolker

Das kurze Leben des Frederik Roolker

Am 23. März 1945 – kurz von dem Kriegsende an der Bergstraße – wurden am Bensheimer Kirchberg zwölf Menschen von der Gestapo ermordet. Sechs von ihnen waren Deutsche, drei Ausländer - drei weitere der Opfer konnten nicht identifiziert werden. Fritz Kilthau und Peter Krämer veröffentlichten 1986 das Büchlein „3 Tage fehlten zur Freiheit„, in dem sie den Lebensgeschichten dieser Personen nachgingen. Sie hatten bei der Recherche zu diesem Verbrechen auch versucht, über verschiedene Kontakte Informationen über die drei ausländischen Opfer zu erhalten – leider vergebens. Eines der ausländischen Opfer war Frederik Roolker aus Amsterdam - das Niederländische Rote Kreuz schrieb im Mai 1985, dass sein Bruder keine weiteren Informationen geben möchte. Ein solches Verhalten, dass Verwandte der Opfer nicht mehr an die schrecklichen Ereignisse erinnert werden wollen, erlebten die Autoren der Broschüre schon gelegentlich.

Im Januar/Februar 2021 erhielt Fritz Kilthau einige sehr informative und teilweise erschütternde Dokumente, die detaillierten Aufschluss über das Schicksal von Frederik Roolker gaben, und die dazu führten, dass er diese Informationen in einer neuen Broschüre zusammenfasste.

Der 1916 geborene Elektrotechniker Frederik Roolker meldete sich wie viele seiner Landsleute 1943 freiwillig zur Arbeit in Deutschland – er bekam eine verantwortungsvolle Arbeit in einem Konstruktionsbüro der Adam Opel AG in Rüsselsheim. Während dieser Zeit lernte er Emmy Fischer aus Flörsheim kennen und sie planten zu heiraten. Über das weitere Geschehen berichtete Emmy Fischer nach dem Krieg in sehr berührenden Briefen an Frederiks Eltern: Im Juni 1944 wurde Frederik Roolker plötzlich von der Gestapo verhaftet - er war wegen anti-nationalsozialistischer Aussagen denunziert worden, dazu wurde ihm Spionage vorgeworfen. Nach sechs Wochen wurde er wieder freigelassen, aber jetzt musste er eine neue Stelle bei der Firma Schenck in Darmstadt annehmen. Am 3. September 1944 wurden er und auch Emmy verhaftet – der erneute Vorwurf: Nazihasser und Spion zu sein. Durch glückliche Umstände kam Emmy Fischer wieder frei, Frederik Roolker wurde nach der Verlegung der Gestapo-Zentrale von Darmstadt nach Bensheim ins Bensheimer Gefängnis verbracht. Nach einer Scharlach-Erkrankung wurde er am 24. März 1945 aus dem Bensheimer Krankenhaus abgeholt und am gleichen Tag mit zwölf weiteren Opfern am Kirchberg erschossen. Frederik Roolker fand seine späte Ruhe auf dem niederländischen Ehrenfriedhof in Loenen, Apeldoorn.

All diese Geschehnisse werden in der neuen Broschüre in vielen Details aufgezeigt (24 Seiten, 7 Abbildungen). Wie es zu dieser Broschüre kam, wird im letzten Kapitel unter „Zufälle und akribische Recherche: Neue Dokumente zu Frederik Roolker aus den Niederlanden und Kanada ermöglichten diese Broschüre" beschrieben.
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