Mitten unter uns

MITTEN UNTER UNS - JUDEN IN ZWINGENBERG / JUDEN AN DER BERGSTRASSE

TEXT (Copyright 2007): Dr. Fritz Kilthau und Heribert Pauly

Die Texte der beiden Aufführungen "Mitten unter uns - Juden in Zwingenberg" und "Mitten unter uns - Juden an der Bergstraße", die größtenteils identisch sind, wurden im nachfolgenden verknüpft.

"Mitten unter uns"
"Mitten unter uns"

PROLOG

1.SPRECHER:
Meine Damen und Herren,
in der kommenden Stunde werden Sie Einiges zur Geschichte der Juden an der Bergstraße erfahren. Wir lassen dazu ehemalige jüdische Bürgerinnen und Bürger zu Wort kommen; in kurzen Monologen informieren sie über ihre eigene Person, ihre Familien oder auch über ihre jüdischen Gemeinden.
So wird David Wachenheimer, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Zwingenberg, zunächst von der Einweihung der zweiten Synagoge im September 1903 berichten. Der Zwingenberger Leo Schack erzählt dann von seiner Flucht aus Nazi-Deutschland 1933; David Frank aus Alsbach berichtet von seiner Emigration 1939. Die schrecklichen Ereignisse der Reichspogromnacht schildert Clara Wolf aus der Obergasse in Zwingenberg, Moritz Schack, der letzte Jude in Zwingenberg, erzählt vom Verkauf der Synagoge und schließlich berichtet Arthur Mayer aus Seeheim über sein Schicksal. Die Aussagen dieser Personen sind durch vielfältige Quellen inhaltlich belegt. Wir haben dafür die Form fiktiver Monologe gewählt.
Diese Berichte der ehemaligen jüdischen Bürger haben wir durch kurze Spielszenen ergänzt. Auch diese Spielszenen sind fiktiv: Wir wissen nicht, ob sich die Szenen so zugetragen haben, wie wir sie spielen. Die Ereignisse, auf die sie sich beziehen, haben aber sehr wohl stattgefunden. Wir versuchen sie im Spiel nachzuempfinden, um die tragische Situation, das Leiden und die vielfältigen Probleme, denen die Juden oftmals ausgesetzt waren, deutlich zu machen.

Zweite Zwingenberger Synagoge

DAVID WACHENHEIMER (Einweihung der Synagoge 1903 und Geschichte der Zwingenberger Juden)

Monolog David Wachenheimer:
Mein Name ist David Wachenheimer, Jahrgang 1852. Ich bin der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde hier in Zwingenberg.
Heute, am Freitag, dem 11. September 1903, ist ein großer Tag für uns: Heute haben wir die neue Synagoge in der Wiesenstraße eingeweiht. Wir hatten zwar schon eine Synagoge - mitten in der Altstadt, aber die ist schon über 40 Jahre alt und war eigentlich immer zu klein und eng für unsere Gemeinde. Deshalb freuen wir uns so sehr über unser neues Gebetshaus. Es ist ein großes, stattliches Gebäude: Auf der rechten Seite vom Eingang der große Gebetsraum mit der Frauenempore und links der Schulraum, die Wohnungen für den jüdischen Lehrer und die Schawwesgoi. Für alle, dies nicht wissen: Die Schawwesgoi ist eine nicht-jüdische Frau, die am Schabbes – dem Sabbat – die Tätigkeiten verrichtet, die uns an diesem Tage von unserer Religion her verboten sind.
Auf dem Zwingenberger Marktplatz haben wir uns heute Mittag Punkt 2 Uhr zusammen mit dem Großherzoglichen Landesrabbiner Dr. Marx aus Darmstadt versammelt – auch viele Ehrengäste waren gekommen. Nach lauten Böllerschüssen hat die Musikkapelle mit einem Choral den Festakt eröffnet. Dann haben wir in einer feierlichen Prozession die geschmückten Thorarollen aus meinem Haus durch halb Zwingenberg zur neuen Synagoge begleitet. Ich fand es sehr beeindruckend, als dort die Pforte zum gemeinsamen Einzug geöffnet wurde. Nach dem Eintrittsgebet erlebten wir einen wunderbaren Festgottesdienst – danach sprach der Landesrabbiner und schließlich folgte das Schlussgebet.

Spielszene (in der Synagoge, nach dem Festgottesdienst):
Personen: David Wachenheimer (1. Vorstand), 2. Vorstand, 3. Vorstand
Handlung: Die drei Gemeindevorstände reden nach dem Festgottesdienst über die Ereignisse des Tages und die Geschichte der Juden im Ort.
Der 2. und 3. Vorstand betreten kurz hintereinander die Bühne.
2. Vorstand:( im Hereinkommen, David Wachenheimer unterbrechend) Das war heute so eine richtig schöne Einweihungsfeier!
David Wachenheimer: Ja, und ein festlicher Abschluss nach all der enormen Arbeit mit dem Neubau!
3. Vorstand: Und so viele Zwingenberger waren dabei: Der Bürgermeister Zerweck vorneweg und der Ortsvorstand ...
2. Vorstand: ... auch der Herr Amtsrichter und der Herr Oberamtsrichter!
David Wachenheimer: Und die Kirchenbehörde war auch vertreten.
3. Vorstand: Das ist schön, wenn alle so Anteil nehmen.
David Wachenheimer: War ja auch in der Zeitung ausführlich angekündigt!
2. Vorstand: Wenn man bedenkt, wie klein das alles mal angefangen hat mit unserer jüdischen Gemeinde in Zwingenberg – und heute sind wir über 50 Personen.
David Wachenheimer: Da hast Du recht - vor 100 Jahren gab es hier nur 4 jüdische Familien! Die meisten sind erst im Lauf des letzten Jahrhunderts hierher gezogen: Aus Auerbach und Hähnlein, aus Bischofsheim und der näheren und weiteren Umgebung. Meine Familie kam übrigens auch aus Auerbach.
2. Vorstand: War das nicht auch die Zeit, wo wir Zwingenberger Juden uns als Gemeinde selbständig gemacht haben?
David Wachenheimer: Genau! Bis in die 50er Jahre des 19. Jahrhunderts hinein bildeten wir eine Gemeinde zusammen mit den Juden aus Alsbach, Bickenbach, Hähnlein, Jugenheim und Seeheim. Zum Gottesdienst trafen wir uns damals in der Alsbacher Synagoge. Aber nach 1850 waren wir in Zwingenberg dann doch so viele – immerhin 14 Familien! - , dass wir eine eigene Gemeinde bilden konnten und auch eine eigene Synagoge hatten ........
3. Vorstand: ....... die aber auch immer zu klein war!
2. Vorstand: Aber jetzt haben wir ja eine neue, viel größere und schönere Synagoge in Zwingenberg – und morgen ist der erste Sabbat, an dem wir darin beten.
David Wachenheimer: Da wird es aber auch langsam Zeit, dass wir gehen: in einer Stunde beginnt daheim der Sabbat!
(im Fortgehen) Gut Schabbes!
2. und 3. Vorstand: Gut Schabbes! (gehen ebenfalls ab)

1.SPRECHER
Wie ging es weiter mit den Juden in Zwingenberg? Mit den Juden und ihren nichtjüdischen Mitbürgern? Soweit wir wissen, gab es keine außergewöhnlichen Probleme miteinander – die Juden gingen ihrer Arbeit nach, sie lebten in bescheidenen Verhältnissen, sie waren völlig in das Leben Zwingenbergs integriert. Nichtjüdische Zwingenberger kauften in den jüdischen Geschäften, man kannte sich gut, man war zusammen in den Zwingenberger Vereinen.
Noch im Oktober 1932 erinnerte die Zwingenberger Lokalzeitung, der „Bergsträßer Bote“, an die anstehenden jüdischen Feste:
2.SPRECHER
„Zwingenberg, 1. Oktober. Unsere israelitischen Mitbürger feinern heute ihr Neujahrsfest; nach ihrer Zeitrechnung ist es das Jahr 5693.“
3.SPRECHER
„Zwingenberg, 8. Oktober. Unsere israelitischen Mitbürger feiern am nächsten Montag den 10. Oktober eines ihres bedeutendsten Feste, das „Versöhnungsfest“.“
2.SPRECHER
„Zwingenberg, 14. Oktober. Für die Israeliten ist der christliche Monat Oktober derjenige Monat, der für sie die meisten Feste bietet. Nachdem sie am 1. Oktober ihr Neujahrsfest begangen hatten (der erste Monat des israelitischen Jahres heißt „Tischri“), feiern sie vom 15. bis 22. Oktober das „Laubhüttenfest“. Mit dem 23. Oktober – dem Tag der „Gesetzesfreude“ – wird der Ring der außerordentlichen Feiern ihrerseits geschlossen.“

1.SPRECHER
30. Januar 1933 – die Nationalsozialisten werden an die Macht gebracht. Überall in Deutschland beginnen sie sofort mit ihren Aktionen gegen die jüdischen Bürger, auch in Zwingenberg. Bekanntlich gab es am 1. April 1933 reichsweit eine Aktion gegen jüdische Geschäfte wegen angeblicher „internationaler Gräuel- und Boykotthetze der Juden gegen Deutschland“. Als willkommener Anlass zu diesen Aktionen dienten den Nazis Publikationen im Ausland – hauptsächlich in den USA und England – über den zunehmenden Terror der Nazis gegenüber den deutschen Juden.

Am 1. April 1933 war in der Zwingenberger Lokalzeitung „Bergsträßer Bote“ zu lesen:
3.SPRECHER
„Zwingenberg – 1. April. Dass unsere hiesigen israelitischen Mitbürger bestrebt sind, das nationale Deutschland in seinem Kampf gegen die Weltlüge von einem „Sturm auf das Judentum“ zu unterstützen, beweist die Bereitwilligkeit eines hiesigen jüdischen Kaufmanns. Dieser hat auf ergangene Aufforderung hin an seine in Amerika lebenden Angehörigen einen Brief des Inhalts geschrieben, dass weder er noch seines Wissens andere Juden von Anhängern der jetzigen Regierungsform belästigt oder misshandelt worden seien. Dieser Brief ist der hiesigen Ortsgruppe der NSDAP zur Einsichtsnahme vorgelegt und dann von letzterer zur Post gegeben worden.“
1.SPRECHER
Schon etwas merkwürdig: Die angebliche Bereitwilligkeit des Briefschreibers hat sich durch „ergangene Aufforderung“ durch die NSDAP ergeben, der Briefschreiber durfte den Brief nicht direkt an seine Verwandten schicken, sondern musste ihn erst der NSDAP zur Einsichtsnahme vorlegen und diese hat den Brief dann abgeschickt. Nötigung und Zensur – schon kurz nach der sogenannten Machtergreifung.

Das Bergsträßer Anzeigeblatt berichtete am 6. April 1933:
2.SPRECHER
„Vergangene Nacht um 2 Uhr brach im Verkehrslokal der NSDAP, im Hotel Fuchsbau in Zwingenberg, ein Brand aus. Das Feuer, das die Stallungen usw. erfasste, zerstörte auch ein Teil der Wohnräume. Um ½ 4 Uhr konnte der Brand durch das tatkräftige Eingreifen der Feuerwehr gelöscht werden. Es wird Brandstiftung durch politische Gegner vermutet und sind in diesem Zusammenhang verschiedene jüdische Einwohner und Kommunisten verhaftet worden.“
1.SPRECHER
Keine Fakten waren notwendig – die Vermutung allein brachte bei den Nazis die Juden und politischen Gegner ins Gefängnis und Konzentrationslager.

Einige Juden flohen bereits Anfang 1933 aus Deutschland – einer von ihnen war der Zwingenberger Leo Schack.

Leo Schack

LEO SCHACK (Flucht in die Emigration)

Monolog Leo Schack:

Ich bin Leo Schack – am 28. Dezember 1913 bin ich hier in Zwingenberg geboren. Die älteren Zwingenberger erinnern sich noch an mich: Ich war ein begeisterter und - ich glaube - auch ein ganz guter Fußballer.
Anfang 1933 – ich war damals 19 Jahre alt - musste ich Hals über Kopf aus Zwingenberg fliehen: Ich saß gerade mit zwei Freunden beim Kartenspiel, als sie anrückten, um mich festzunehmen. Meine Freunde konnten die SA-Leute gerade noch so lange aufhalten, bis ich getürmt war. Noch nicht einmal von meinen Eltern und Geschwistern konnte ich mich verabschieden – alles musste damals ganz schnell gehen. Ohne ein Stück Gepäck - nur mit dem, was ich auf dem Leib trug - ging es dann erst einmal zu meiner Tante Gaby nach Saarbrücken – sie hat mir dann Geld für eine Fahrkarte nach Paris gegeben. In Paris gab es bereits schon damals viele jüdische Flüchtlinge. Uns wurde von dem jüdischen Hilfskomitee in der Rue Lamarque geholfen, wir konnten dort übernachten, bekamen etwas Geld und auch Verpflegungsgutscheine. Jetzt kamen immer mehr Juden aus Deutschland. Da haben mein Freund Ludwig Reichenberg und ich beschlossen, nach Marseille zu fahren – man hatte uns gesagt, dass es dort Arbeit gibt. Während dieser Fahrt hatte ich großes Glück: Wir wurden zum Schluss im Rhonetal in einem Lastwagen mitgenommen, der Obst und Gemüse geladen hatte. Ich unterhielt mich mit dem Fahrer – damals war ich heilfroh, dass ich auf der Oberrealschule in Heppenheim der Beste in Französisch war - , der Fahrer sagte mir, er kennt eine Firma auf dem Obstgroßmarkt in Marseille, die gerade einen Arbeiter braucht – tja, und so kam ich zu meiner ersten Stelle in Frankreich. Nach sechs Jahren habe ich sogar die Leitung dieser Firma übernommen. Ein besonders schöner Tag war Silvester 1938: Da haben Erna Reichenberg und ich geheiratet. Erna war die Schwester meines Freundes Ludwig, mit dem ich nach Marseille gekommen war.
Und dann kam der Krieg. Ich habe mich sofort als Freiwilliger bei der französischen Armee gemeldet – aber damals wurden wir als Deutschstämmige erst einmal in einem Lager interniert. Anfang 1940 wurde ich dann Hilfssoldat in den französischen Alpen, und später hat man mich nach Dunkerque versetzt. Als die französische Armee dort geschlagen war, habe ich mich durch die deutschen Linien zu meiner Frau Erna und meinem Sohn Norbert Gérard nach Marseille durchgeschlagen. Aber Arbeit hatte ich dort erstmal keine: meine alte Firma gab es nicht mehr. Also machte ich eine eigene Firma am Großmarkt auf und hatte damit großen Erfolg. So konnte ich meine Familie gut ernähren.

1941 bestand dann die Gefahr, dass die Nazis auch Marseille besetzen würden. .....

Serpa Pinto

Spielszene (in Casablanca):

Personen:
Leo Schack (Leo), Erna Schack, seine Frau (Erna) und Kind
Norbert Gérard Schack (Norbert)
Handlung: Leo, Erna und Norbert sitzen auf gepackten Koffern (Hafengebiet)

Erna: Jetzt sitzen wir hier in Afrika und wissen nicht, wie’s weitergehen soll. Erst von Deutschland nach Paris, dann nach Marseille, wo wir uns so eine schöne neue Existenz aufgebaut hatten, dann wieder weg nach Algier und jetzt sitzen wir hier in Casablanca .... .
Leo: Da hast Du schon Recht, Erna - ich denke ja genauso. Aber es blieb uns doch gar nichts anderes übrig: Die Nazis sind immer weiter nach Süden vorgerückt. Es ist doch nur eine Frage der Zeit, wann sie auch Marseille besetzen. Und dann hätten wir vielleicht gar kein Schiff mehr nach Algier bekommen und sie hätten uns verhaftet. Und was das bedeutet, weißt du ja.
Erna: Ja, du hast schon recht. Aber leicht fällt mir der Abschied trotzdem nicht. Es ist ja nicht das erste Mal. Wieder alles aufgeben, wieder in eine unsichere Zukunft, wieder alles neu anfangen!
Leo: Stimmt ja schon, aber was hatten wir denn für eine Wahl? Zum Glück sprechen sie hier in Casablanca auch französisch, ist ja französisch Nordafrika. Da können wir uns doch wenigstens verständigen. Und Casablanca ist eine Hafenstadt, wo immer mal ein Schiff anlegt, das auch Flüchtlinge mitnimmt.
Erna: Fragt sich nur wohin?!
Leo: Immerhin haben wir zwei Ausreisevisa!
Erna: Ja, eins für China und eines für Mexiko, und überall verstehen wir kein Wort.
Leo: Da hast du leider recht. In Frankreich konnte ich wenigstens schon Französisch, als wir dort ankamen. Aber jetzt? Chinesisch soll furchtbar schwer sein. Da wäre Mexiko schon etwas leichter: Spanisch hat doch mit Französisch viel gemeinsam. Das würden wir vielleicht schneller lernen.
Erna: Wir können’s uns aber leider nicht aussuchen. Wenn die Nazis Südfrankreich besetzen, dann gehören ihnen auch bald die französischen Kolonien. Na ja, und was das für uns bedeutet?! Da müssen wir auf jeden Fall hier weg sein, egal wohin.
Leo: Ja, darauf wird’s hinauslaufen: Das erste Schiff, das kommt, müssen wir nehmen. Fährt’s nach China, dann ist es eben China; fährt’s nach Mexiko, dann gehen wir eben dort hin.
Norbert: Papa, guck mal! Ein Schiff! Da kommt ein großes Schiff!
Leo: Erna, bleib du mit dem Kind hier. Ich schau mal schnell nach, was es für ein Schiff ist und wohin es fährt. Vielleicht haben wir ja Glück! (ab)
Norbert: Mama, fahren wir auch mit dem großen Schiff?
Erna: Ich weiß noch nicht. Vielleicht! Papa muss erst mal rauskriegen, wohin es fährt und ob es uns überhaupt mitnehmen kann. Guck’ da, überall die vielen Leute! Die wollen auch alle mitfahren, und vielleicht ist gar nicht für alle Platz.
Norbert: Ich würde aber so gerne mit dem Schiff fahren, Mama. Es sieht so schön aus und ist sooo groß. Da ist bestimmt Platz für alle! Oder?
Erna: Naja, ich weiß nicht. Vielleicht müssen wir auch erst noch ein bisschen dableiben und auf das nächste Schiff warten. Aber mit irgendeinem fahren wir dann bestimmt, das versprech’ ich dir.
Leo: (Kommt zurück.) Vielleicht haben wir Glück! - Es ist die „Serpa Pinto“, ein richtiger Luxusliner! Sie fährt nach Veracruz in Mexico. Offiziell haben sie nur 300 Plätze an Bord, aber sie nehmen viel mehr Leute mit – man sagt, etwa 3000 Flüchtlinge könnten auf das Schiff! Jetzt brauchen wir nur noch die Fahrkarten!
Erna: Na, das wird ja dann ziemlich eng werden an Bord! Aber Hauptsache, wir kommen hier weg! Und Spanisch ist auch leichter als Chinesisch.

Monolog Leo Schack:
Man muss sich das einmal vorstellen: Dieser Zufall hat die ganze weitere Geschichte meiner Familie bestimmt.
Im Dezember 1941 kamen wir schließlich in Mexiko an. Ein Monat hat die Überfahrt auf dem völlig überfüllten Schiff gedauert. Und dann mussten wir wieder mit allem von vorne anfangen.
Wir lebten für viele Jahre in Mexico-City – ich war zunächst Verkäufer und Manager bei verschiedenen Chemiefirmen, bis ich später selbst eine Fabrik zur Herstellung von Pestiziden in Irapuato gegründet habe.
Trotz Krieg und wiederholter Flucht war ich ein begeisterter Fussballer geblieben. In Mexico habe ich in verschiedenen Vereinen als Amateur gespielt. Beim mexikanischen Fußballbund haben sie mir sogar für einige Zeit die Leitung der Verhandlungen über Beschwerden untergeordneter Schiedsstellen übertragen. Von der FIFA wurde ich während der Fußball-Weltmeisterschaft 1970 in Mexico unter anderem als Koordinator der Schiedsrichter eingesetzt. Wenn ich auch wegen Meniskusproblemen schon seit längerer Zeit nicht mehr selbst spielen konnte – dem Fußball bin ich eigentlich immer treu geblieben.

1.Sprecher:
Die Schacks sind der Vernichtungsmaschinerie der Nazis entkommen und konnten in Mexiko nach den unvermeidlichen Anfangsschwierigkeiten ein relativ „normales“ Leben führen. Im Oktober 1995 starb Leo Schacks Frau Erna. Leo Schack selbst wurde 84 Jahre alt und starb am 14. März 1998. Die Schacks hatten drei Kinder: die Tochter Martita und die Söhne Ricardo und Norbert Gérard. Norbert Gérard Schack lebt heute in der Schweiz und kommt noch ab und zu nach Zwingenberg.

Einige Juden flohen bereits Anfang 1933 aus Deutschland, andere erst in letzter Minute, kurz vor dem Krieg. Einer von ihnen war der Alsbacher David Frank.

David Frank

DAVID FRANK (AUSWANDERUNG NACH USA)

Monolog David Frank


Mein Name ist David Frank, geboren 1864 in König im Odenwald. Dort habe ich auch meine Kindheit und Jugend verbracht. Als ich 1890 nach Alsbach kam, fand ich dort eine lebendige jüdische Gemeinde vor. Sie zählte damals 40 Personen allein in Alsbach, - alles „kleine Leute“, wie man so schön sagt. Hinzu kamen noch über 60 Glaubensgenossen aus Bickenbach, Hähnlein und Jugenheim. Die gehörten nämlich alle auch zur Alsbacher Religionsgemeinde. Da fand ich schnell Anschluss und wurde schon ein Jahr später zum Vorsänger in der Synagoge und Religionslehrer der jüdischen Kinder bestimmt. Dieses Amt habe ich dann fast 50 Jahre lang ausgeübt.
Auch meine spätere Frau, Betty Wolf aus Hähnlein, habe ich hier kennen gelernt. 1891 haben wir geheiratet und im darauf folgenden Jahr kam unsere Tochter Frieda zur Welt. So habe ich in meiner neuen Heimat schnell Fuß gefasst und wir gehörten im Dorf bald ganz selbstverständlich dazu, wie die anderen jüdischen Alsbacher auch. Wir machten in den Vereinen mit und im Alsbacher Turnverein war ich sogar lange Zeit Vorsitzender.
Nach dem Weltkrieg zogen immer mehr Alsbacher Juden weg in die Städte oder ins Ausland – meistens die Jungen auf der Suche nach Arbeit -. So waren wir 1933, als die Nazis an die Macht kamen, nur noch 21. Die meisten davon verließen dann in den folgenden Jahren auch noch unser Dorf und zogen nach Frankfurt oder wanderten aus, meistens in die USA. Und das war ihr Glück! Das Leben unter der Nazi-Diktatur wurde für uns Juden immer unerträglicher. Die Schikanen und die dauernde Hetze der Nazis gegen uns machten ein normales Leben immer unmöglicher. - Und es war abzusehen, dass das noch nicht das Ende war. 1938 gab es in Alsbach nur noch fünf Juden: das war meine Familie und die Witwe Sußmann mit ihrer Tochter.

Spielszene

Personen: Betty Frank, Frieda Frank, David Frank
Ort: Chicago, Wohnung der Franks
Handlung: Betty Frank wird von Frieda in den Raum geführt. (bei Monolog: „Die Schikanen und die dauernde Hetze ....“), beide nehmen auf einem Sofa oder auf Stühlen Platz.

Betty Frank: Wir waren damals in Alsbach geblieben, weil wir trotz allem immer noch hofften, dass das alles doch mal ein Ende nehmen würde. Außerdem waren wir beide, David und ich, ja schon über 70. In dem Alter überlegt man sich dreimal, ob man seine Heimat noch verlassen soll.
Frieda Frank: Und Euch im Sich lassen, kam für mich nicht in Frage. Auch und gerade wegen des Nazi-Terrors!
David Frank: Aber es wurde immer schlimmer. Am 9. und 10. November 1938 verwüsteten sie unsere Synagoge in der Hauptstraße, rissen alles raus, was nicht niet- und nagelfest war, und verbrannten es in einem benachbarten Garten. Auch unsere Wohnungen wurden so demoliert, dass man kaum mehr darin wohnen konnte. Als schließlich die Gestapo anrückte, um mich und meine Familie zu verhaften, versteckte uns unser Nachbar Ludwig Schneider in seinem Haus, obwohl er selber Nazi war, und sie mussten unverrichteter Dinge wieder abziehen.
Betty Frank: Dafür sind wir ihm noch heute dankbar.
David Frank: Aber an ein weiteres Leben in Alsbach war nun auch für uns nicht mehr zu denken. Wir bereiteten unsere Auswanderung in die USA vor und konnten tatsächlich noch kurz vor dem Krieg ausreisen.
Betty Frank: Auch die Sußmanns verließen Alsbach und zogen zu Verwandten nach Holland. Wie wir später erfahren haben, wurden sie nach dem Einmarsch der Deutschen in Holland verhaftet und in einem Konzentrationslager umgebracht. .........
Frieda Frank: Wir hatten noch einmal Glück gehabt.
Betty Frank: Die Heimat hatten wir zwar verloren, und mit über 75 Jahren war die Umstellung in der neuen Heimat, in Chicago, für uns Alte alles andere als leicht.
David Frank: Aber wir sind am Leben geblieben und mussten nicht mehr dauernd in Angst leben. (Alle ab, Sprecher auf die Bühne.)

1. Sprecher
David Frank ist 1958 im Alter von 94 Jahren in Chicago gestorben. Seine Frau Betty folgte ihm neun Jahre später im biblischen Alter von 104 Jahren. Beide sind in Chicago beerdigt.

1.SPRECHER
Blicken wir noch einmal zurück zu den Anfängen des NS-Regimes. Die Repressionen gegen die Juden an der Bergstraße namen nach 1933 immer weiter zu. Einiges hierzu kann man den hiesigen Zeitungen entnehmen:

Im Zwingenberger Lokalblatt „Bergsträßer Bote“ erschien am 19. Mai 1934 eine Anzeige mit folgender Schlagzeile:
2.SPRECHER
„Besucht das Schwimmbad in Bensheim – Judenfreies Familienbad“
1.SPRECHER
Bericht der Landesgendarmerie-Station Zwingenberg vom 18. Juni 1934:
3.SPRECHER
„In Zwingenberg wurden am 6.6.34, gegen 3 Uhr, durch das offen stehende Fenster in das Schlafzimmer des israelitischen Ölhändlers Weisenbach mit einer Pistole, Kaliber 7,65, drei scharfe Schüsse abgefeuert. Die Ermittlungen nach dem Täter blieben erfolglos.“
1.SPRECHER
Am 29. August 1935 berichtete der „Bergsträßer Bote“ aus Zwingenberg:
2.SPRECHER
„Ausschaltung des Judentums:
Der Gemeinderat beschließt mit sofortiger Wirkung folgendes:
Juden wird der Zuzug in unsere Gemeinde untersagt. Ebenso ist den Juden der Neuerwerb von Haus- und Grundbesitz innerhalb der Gemeinde verweigert. Zur Benutzung der Gemeindewaage und den Zuchtviehstalles können Juden nicht mehr zugelassen werden…..Wer von der deutschen Bevölkerung mit Juden geschäftlich oder privat Verbindungen unterhält, wird von der Vergebung gemeindlicher Aufträge für die Zukunft ausgeschlossen. Unterstützungsempfänger, die mit Juden irgendwie in Verbindung stehen, verlieren ihren Anspruch auf Unterstützung durch die Gemeinde.“
1.SPRECHER
Mit diesen Maßnahmen wollte man die nichtjüdischen Bürger zum Boykott der jüdischen Zwingenberger zwingen - wir wissen, einige haben sich nicht daran gehalten.

Im August 1938 – 3 Monate vor der Reichspogromnacht – schrieb der Kreisdirektor des Kreises Bensheim an die Bürgermeister:
2.SPRECHER
„Ich weise darauf hin, dass
1. die Verzeichnisse über die jüdischen Gemeindebetriebe von Ihnen aufzustellen sind. Diese sind mit Beschleunigung in vierfacher Ausfertigung anzulegen.
2. In diesen Verzeichnissen sind alle in den Gemeinden vorhandenen jüdischen Betriebe restlos aufzunehmen.“
1.SPRECHER
Der Zwingenberger Bürgermeister meldete drei Gewerbetreibende:
Den Makler und Metzger Heinrich Wachenheimer, bei dem unter „Anmerkungen“ steht: „Auswanderung beabsichtigt“, den Leder- und Schuhhändler Sally Wolf mit dem Vermerk „verzieht 1.10.38 nach Darmstadt“ und den Kurz- und Manufaturwarenhändler Jakob Wolf aus der Obergasse 5.

Clara Wolf

CLARA WOLF (REICHSPOGROMNACHT)

Monolog Clara Wolf:

Ich bin Clara Wolf – ich hatte zusammen mit meinem Mann Jakob in der Obergasse 5 ein kleines Geschäft. Kurz- und Manufakturwaren, also zum Beispiel Knöpfe, Reißverschlüsse und auch Tabak konnte man bei uns kaufen.
Damals, am 10. November 1938, sind hier Dinge passiert, die ich nie für möglich gehalten hätte. Vier SS-Männer sind frühmorgens mit Äxten und Hämmern in unser Geschäft gestürmt. Sie haben uns nach draußen gejagt und begonnen, unsere Ware auf die Straße zu werfen. Wir mussten hilflos mit ansehen, wie sie unser Geschäft zerstörten und auch vor unserer Wohnung nicht halt machten. Einige Zwingenberger, die vorbei kamen, steckten sich so manches von unseren Waren in die Tasche. Das war fast noch schlimmer für uns.

Begonnen haben sie im Nachbarhaus, Obergasse 3. Dort wohnten meine Schwester Martha Schack und ihr Mann Moritz. Die vier SS-Männer haben die Mieterin im Erdgeschoss aufgefordert, das Hoftor aufzumachen – dann sind sie nach oben in die Wohnung meiner Schwester gestürmt. Sie haben dort die Wohnungstür eingeschlagen, und begonnen die Einrichtung, Möbel, Hausgerät und Bilder zu zerschlagen. Meine Schwester kam aus dem Schlafzimmer. Sie war noch im Nachthemd und völlig in Panik. Sie konnte es gar nicht fassen, was da in ihrer Wohnung passierte. Das gesamte Geschirr haben die Verbrecher aus dem Küchenschrank auf den Boden geworfen. Sie demolierten das Wohnzimmer, die Küche und die Einrichtung des Schlafzimmers. Meine Schwester und ihre Kinder haben geweint und geschrien, aber die SS-Leute achteten nicht auf sie. Sie haben einfach nicht aufgehört. Am Schluss haben sie die Federbetten aufgeschlitzt und aus dem Fenster geschüttelt. Es sah aus, als ob es schneit.

Zum Schluss sind die vier Zwingenberger SS-Leute zum Haus von Amanda und Sally Wolf am Marktplatz gegangen. Sie demolierten
auch dort die Wohnungseinrichtung und haben sogar eine Badewanne durch das Fenster auf den Marktplatz geworfen. Zum Glück haben die Wolfs diese Zerstörungen nicht mehr mitbekommen. Sie waren bereits vorher nach Darmstadt gezogen, weil sie von ihrer Bank keinen Kredit mehr bekommen hatten. Sie mussten ihr Lederwarengeschäft schließen. Außerdem glaubten sie in Darmstadt etwas mehr Sicherheit zu haben. Diese Hoffnung hat sich leider als falsch erwiesen.

Von den Zerstörungen am Haus von Amanda und Sally Wolf gibt es überraschenderweise ein Foto – es zeigt viele Zwingenberger am Tag nach dem Pogrom vor dem Haus der Wolfs. – sie konnten also mit eigenen Augen sehen was die verbrecherischen Nazis uns jüdischen Zwingenbergern angetan haben.

Wenige Tage nach dieser so genannten Reichskristallnacht, am 15. November 1938, wurde ich zusammen mit meinem Mann verhaftet und ins KZ Dachau bei München gebracht. Ende Dezember kamen wir wieder frei. Wir haben sofort Pässe zur Ausreise nach Paraguay beantragt. Im Februar 1939 zogen wir von Zwingenberg nach Frankfurt.

1.Sprecher:
In Frankfurt verlieren sich die Spuren der Wolfs. In Paraguay sind sie nie angekommen.

Marktplatz von Zwingenberg nach dem November-Pogrom

Für die Zwingenberger Bevölkerung bot sich am Morgen nach den Ereignisse vom 9./10. November 1938 vor den jüdischen Häusern ein Bild der Verwüstung:

Spielszene:

Personen:1. Frau: Naiv profitierend, latent antisemitisch;2. Frau: Dagegen, will Juden helfen, steht Nazis kritisch gegenüber;1. Mann: Nazi mit den parteiüblichen antisemitischen Sprüchen;3. Frau: Bezieht aus Angst keine Stellung.
Ort: Auf dem Marktplatz, am 10. Nov. 1938, nach dem Pogrom

1. Frau:(zur 2. Frau) Schau mal, was ich da habe: 10 schöne Perlmutt-Knöpfe, das ist was für meine Sonntagsbluse! Die hat nämlich nur so einfache weiße.
2. Frau:(bewundernd) Die sind ja wirklich schön! - Und ein ganzes Kistchen Zigarren hast Du auch! – Wo hast Du denn das alles her?
1. Frau: Na von da vorne! Das lag da alles auf dem Boden.
2. Frau: Das kannst Du doch nicht einfach wegnehmen, das gehört doch den Wolfs, das ist doch aus deren Geschäft!
1. Frau: Ja, aber jetzt lag es auf der Straße. Andere haben sich auch was davon genommen. Und wenn es auf der Straße liegen bleibt, dann ist es in zwei Tagen sowieso hin.
3. Frau: Die SS-Männer haben ja sogar Möbel von den Schacks hier auf dem Markt angesteckt und verbrannt und sonst alles kurz und klein geschlagen!
1. Frau: Da siehst Du’s: Wenn’s sowieso kaputt gemacht wird, kann ich mir ruhig auch was davon nehmen!°
Mann:(kommt von außen hinzu) Guten Tag zusammen!
1.+3. Frau: Guten Tag!
2. Frau: Na, ein guter Tag ist das ja heute nicht gerade!
Mann:(lauernd) Wie meinen Sie denn das?
2. Frau:(zornig) Wie ich das meine? Genau wie ich es gesagt habe! Oder ist das vielleicht ein guter Tag für die Wolfs und die Schacks?! Alles habt Ihr ihnen kaputtgeschlagen: die Wohnungen und ihre Geschäfte. Wie sollen die denn jetzt weiterleben?
Mann: Wie die jetzt weiterleben, das werdet Ihr schon noch sehen! Da hat der Führer was ganz Besonderes vorgesehen dafür, das könnt Ihr mir glauben. Die müssen hier alle raus! Zwingenberg wird judenfrei, über kurz oder lang! Das sind doch alles nur Schädlinge am deutschen Volkskörper! Blutsauger! Die gehören unschädlich gemacht wie Ungeziefer!
1. Frau: Da hört Ihr’s – Blutsauger! Und billig waren die noch nie! Da hab ich mir heut’ nur mal das zurückgeholt, was die mir früher zu viel abgeknöpft haben!
2. Frau: Also in Bensheim sollen so Knöpf’ auch nicht billiger sein wie bei’s Wolfs hier in Zwingenberg!
3. Frau:(zur 2. Frau) Und in Darmstadt sind die Zigarren oft teurer als hier bei uns – sagt mein Mann.
Mann: Ja aber bei uns gibt’s drei Geschäfte mit Tabak - in dem kleinen Ort! Da kann so’n Judd nicht einfach teurer verkaufen als die anderen, da käm’ ja keiner mehr in sein Geschäft. Da hat die Konkurrenz schon aufgepasst, dass keiner zu frech wird.
2. Frau:(spöttisch) Und wenn die Wolfs keine Juden wären, sondern „Vollarier“, dann wär’ das mit der Konkurrenz natürlich alles ganz anders, gell?! Völkische Konkurrenz an der Deutschen Arbeitsfront! (geht ab)
Mann:(der 2. Frau nachrufend) Gute Frau, sind Sie vorsichtig mit Ihrem losen Maul! Sonst kriegt man so was vielleicht in Dachau ausgetrieben!

1.SPRECHER
Einige Fakten zum Geschehen am 9./10 November 1938 in Zwingenberg, die wir aus den Akten kennen, haben uns zu dieser Spielszene veranlasst. – Ob sich allerdings einige Zwingenberger Bürger so offen gegen die Verfolgung der hiesigen Juden in der Reichspogromnacht aussprachen, ist zu hoffen, aber nicht bewiesen.
1.SPRECHER
Am 28. November 1938 – kurz nach der Reichspogromnacht – schrieb der Kreisdirektor wieder an die Bürgermeister im hiesigen Kreis:
2.SPRECHER
„Vertraulich – Erfassung jüdischer Grundstücke für Partei und Staat
Sie wollen sich sofort überlegen, welche Grundstücke, Häuser usw. der Juden für eine Verwendung durch Staat, Gemeinden oder Partei in Frage kommen, z.B. Synagogen als Spritzenhäuser, Häuser als Dienstgebäude, Erholungsheime, HJ-Heime oder Grundstücke für Anlegung von Sportplätzen und Schwimmbädern. …
Ich mache darauf aufmerksam, dass auch Grundstücke usw. genannt werden dürfen, die in den letzten Tagen an arische Käufer übergeben wurden. Wir können dann solche Verträge immer noch annullieren, wenn es im Interesse der Partei oder des Staats erforderlich erscheint.“
1.SPRECHER
Dieser Brief macht deutlich, dass selbst die Nationalsozialisten die Legalität der „Arisierung“ der jüdischen Besitztümer nicht sehr ernst nahmen – auch sie wussten, man hatte den jüdischen Geschäftsleuten ihren Besitz mit staatlicher Billigung schlicht - gestohlen.

MORITZ SCHACK (VERKAUF DER SYNAGOGE, UMZUG NACH FRANKFURT)

Spielszene:

Personen: Moritz Schack; Käufer
Ort: Räume der Synagoge; Südansicht der Synagoge
(Kulisse: stilisierte Synagoge, Logo des AK Zw.Synagoge)
Handlung: Moritz Schack und der Käufer gehen durch die zerstörte Synagoge

M. Schack: So, da ist es! Sie kennen das Haus ja schon vom Sehen.
Käufer: Ja natürlich. - Aber hier sieht’s ja aus! Überall liegt Glas herum, fast alle Fensterscheiben sind kaputt. Da wird man ordentlich was reinstecken müssen, bis das wieder einigermaßen bewohnbar ist.
M. Schack: Tut mir leid, dass das hier so aussieht. Aber Sie wissen ja selbst, was heute Nacht hier passiert ist. Es ist sicher nicht meine Schuld.
Käufer: Trotzdem, Herr Schack, – wenn ich das Haus kaufe, so wie es dasteht, dann kosten mich die Reparaturen der Fenster erst mal einen Haufen Geld! Das mindert den Kaufpreis doch um einiges!
M. Schack: Aber soviel kann das doch nicht ausmachen – gemessen am Gesamtwert! Bis auf die Fenster ist das Haus doch in Ordnung: solide Bausubstanz und erst 35 Jahre alt. Das ist wirklich kein Alter! Schauen Sie sich mal andere Häuser hier im Ort an!
Käufer: Und wie sieht es mit den Nutzungsmöglichkeiten für mich aus? Schließlich ist das hier ja kein normales Wohnhaus!
M. Schack: Da brauchen Sie sich keine Sorgen machen. Sie können’s sich ja mal kurz ansehen: Da haben Sie hier unten links eine schöne Wohnung, und oben drüber ist noch mal eine. Und rechts mit dem großen Saal können Sie bestimmt auch was anfangen.
Käufer: Trotzdem: Viel kann ich Ihnen dafür wirklich nicht geben.
M. Schack: Ja was wären denn so Ihre Vorstellungen?
Käufer: Höchstens 6000.- Mark!
M. Schack:(empört) Aber das Haus ist mindestens doppelt so viel wert!
Käufer: War, mein Lieber, war! Vielleicht früher mal, aber heutzutage? Schauen Sie sich doch mal um im Ort: Die meisten Judenhäuser sind verkauft oder stehen leer wie beim Sally Wolf - und die Preise fallen täglich! Da können Sie wirklich nicht mehr erwarten. Wenn Sie noch länger warten, bekommen Sie vielleicht gar nichts mehr dafür, dann wird alles beschlagnahmt – vom Staat.
M. Schack: Das ist leider wahr! Eine Wahl bleibt uns Juden nicht mehr!

1.Sprecher:
Wir wissen nicht, ob sich die Verkaufsszene so abgespielt hat, ob Moritz Schack dabei überhaupt über den Preis verhandeln konnte oder ob dieser von vorneherein festgelegt war. Ebenso ist uns nicht bekannt, ob Herr Schack mit dem späteren Käufer direkt verhandelt hat oder ob dies mit Vertretern der Stadt oder der NSDAP geschah. Genauso wenig wissen wir, wozu die Kaufsumme verwendet wurde. – Belegt ist nur, dass die Synagoge einen Tag nach der Reichspogromnacht für 6000 RM verkauft wurde. Da diese Summe nach dem Krieg von der amerikanischen Untersuchungskommission JRSA wohl als „nicht dem Wert entsprechend“ eingeschätzt wurde, musste der Käufer die gleiche Summe nach dem Krieg nochmals bezahlen.
Moritz Schack selbst zog ein halbes Jahr nach dem Verkauf der Synagoge nach Frankfurt.

Monolog Moritz Schack:

Ich heiße Moritz Schack. Bisher lebte ich mit meiner Familie in Zwingenberg in der Obergasse 3. - Heute, am 29. Juni 1939, sind wir – meine Frau Martha und ich - nach Frankfurt umgezogen, in die Uhlandstraße 60 – dort fühlen wir uns sicherer. Wir waren die letzten Juden in Zwingenberg – von heute an ist Zwingenberg – wie man so schön sagt - „judenfrei“, was die Zwingenberger Nazis bestimmt als ihren Erfolg zur übergeordneten Parteistelle melden werden.
Ursprünglich komme ich aus Reinheim im Odenwald. Von Beruf her bin ich Metzger, aber ich konnte diesen Beruf leider nicht mehr ausüben, nachdem ich im Weltkrieg in Frankreich und Russland an beiden Händen stark verwundet worden war. Das war mein Beitrag für das deutsche Vaterland. Ich habe dann meine Familie durch den Verkauf von Tabakwaren – mehr schlecht als recht – über Wasser gehalten. Als es ganz schlimm wurde, musste ich die zwei Eisernen Kreuze, die man mir wegen Tapferkeit im Weltkrieg verliehen hatte, an einen Zwingenberger Bürger verkaufen.
Neben der materiellen Not kamen die Schikanen durch die Nazis. Ganz schlimm wurde es in der so genannten Reichskristallnacht im November 1938 – man hat unsere Wohnungseinrichtung zerschlagen, selbst unsere Bettwäsche hat man zerschnitten und die Federn auf die Obergasse ausgeschüttelt. Was haben wir den Zwingenberger SS-Leuten getan, die uns so drangsaliert haben?
Einen Tag nach der so genannten Reichkristallnacht im November 1938 musste ich unsere demolierte, geschändete Synagoge für 6000 Reichsmark an Privatleute verkaufen. Die Kultgegenstände unsere Synagoge – besonders die alten Thorarollen – hatten wir glücklicherweise schon früher nach Frankfurt gebracht.
Können sich Christen überhaupt vorstellen, was dies für uns bedeutet? Was würden sie empfinden, wenn sie ihre Kirche mitsamt Gemeindezentrum verkaufen müssten?
Nach der „Reichskristallnacht“ wurde ich wie die meisten Juden in unserem Gebiet ins Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar eingeliefert. – Da ich das Eiserne Kreuz aus dem Weltkrieg hatte, wurde ich schon am 2. Dezember wieder entlassen. Verrückt, nicht war?
Unser Umzug im Juni 1939 nach Frankfurt brachte für uns kaum eine Erleichterung. Meine Frau Martha hat unseren Wegzug von Zwingenberg nicht verkraftet – im Sommer 1941 wurde sie sehr krank, sie wollte einfach nicht mehr leben. Am 9. August 1941 ist sie dann schließlich gestorben. Sie war erst 55 Jahre alt.– Wir haben sie auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Frankfurt beerdigt.

1.Sprecher:

1942 haben die Nazis Moritz Schack von Frankfurt ins Ghetto Theresienstadt bei Prag verschleppt – von dort kam er am 23. Januar 1943 mit der Transportnummer 1622 nach Auschwitz. Sein Name in der Transportliste war sein letztes Lebenszeichen.

Moritz Schack

Monolog Moritz Schack:

Ich heiße Moritz Schack. Bisher lebte ich mit meiner Familie in Zwingenberg in der Obergasse 3. - Heute, am 29. Juni 1939, sind wir – meine Frau Martha und ich - nach Frankfurt umgezogen, in die Uhlandstraße 60 – dort fühlen wir uns sicherer. Wir waren die letzten Juden in Zwingenberg – von heute an ist Zwingenberg – wie man so schön sagt - „judenfrei“, was die Zwingenberger Nazis bestimmt als ihren Erfolg zur übergeordneten Parteistelle melden werden.
Ursprünglich komme ich aus Reinheim im Odenwald. Von Beruf her bin ich Metzger, aber ich konnte diesen Beruf leider nicht mehr ausüben, nachdem ich im Weltkrieg in Frankreich und Russland an beiden Händen stark verwundet worden war. Das war mein Beitrag für das deutsche Vaterland. Ich habe dann meine Familie durch den Verkauf von Tabakwaren – mehr schlecht als recht – über Wasser gehalten. Als es ganz schlimm wurde, musste ich die zwei Eisernen Kreuze, die man mir wegen Tapferkeit im Weltkrieg verliehen hatte, an einen Zwingenberger Bürger verkaufen.
Neben der materiellen Not kamen die Schikanen durch die Nazis. Ganz schlimm wurde es in der so genannten Reichskristallnacht im November 1938 – man hat unsere Wohnungseinrichtung zerschlagen, selbst unsere Bettwäsche hat man zerschnitten und die Federn auf die Obergasse ausgeschüttelt. Was haben wir den Zwingenberger SS-Leuten getan, die uns so drangsaliert haben?
Einen Tag nach der so genannten Reichkristallnacht im November 1938 musste ich unsere demolierte, geschändete Synagoge für 6000 Reichsmark an Privatleute verkaufen. Die Kultgegenstände unsere Synagoge – besonders die alten Thorarollen – hatten wir glücklicherweise schon früher nach Frankfurt gebracht.
Können sich Christen überhaupt vorstellen, was dies für uns bedeutet? Was würden sie empfinden, wenn sie ihre Kirche mitsamt Gemeindezentrum verkaufen müssten?
Nach der „Reichskristallnacht“ wurde ich wie die meisten Juden in unserem Gebiet ins Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar eingeliefert. – Da ich das Eiserne Kreuz aus dem Weltkrieg hatte, wurde ich schon am 2. Dezember wieder entlassen. Verrückt, nicht war?
Unser Umzug im Juni 1939 nach Frankfurt brachte für uns kaum eine Erleichterung. Meine Frau Martha hat unseren Wegzug von Zwingenberg nicht verkraftet – im Sommer 1941 wurde sie sehr krank, sie wollte einfach nicht mehr leben. Am 9. August 1941 ist sie dann schließlich gestorben. Sie war erst 55 Jahre alt.– Wir haben sie auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Frankfurt beerdigt.

1.Sprecher:

1942 haben die Nazis Moritz Schack von Frankfurt ins Ghetto Theresienstadt bei Prag verschleppt – von dort kam er am 23. Januar 1943 mit der Transportnummer 1622 nach Auschwitz. Sein Name in der Transportliste war sein letztes Lebenszeichen.

Dass auch die Juden, die den Nazis Vorteile brachten, keine Gnade erwarten konnten, wenn sie erst einmal den Schergen Hitlers in die Hände fielen, zeigt in Seeheim die Geschichte von Dr. Arthur Mayer.

Dr. Arthur Mayer

DR. ARTHUR MAYER (FLUCHT UND TOD IN AUSCHWITZ)

Monolog Dr. Arthur Mayer:

Mein Name ist Arthur Mayer, - Dr. Arthur Mayer, Jahrgang 1888. Geboren und aufgewachsen bin ich in Seeheim, wo meine Familie schon seit über 200 Jahren ansässig ist. Meine Eltern hatten dort eine Futtermittelhandlung, die später mein Bruder Milton übernahm. Robert, mein zweiter Bruder, und ich wollten lieber studieren: Robert wurde Rechtsanwalt und ich Arzt. Im Weltkrieg 1914/18 diente ich im Offiziersrang als Schiffsarzt in der kaiserlichen Marine. Nach dem Krieg heiratete ich meine liebe Frau Margarete Benetik aus Lothringen. Wir ließen uns 1919 in Seeheim nieder und ich eröffnete als erster Arzt im Ort eine eigene Praxis. Auch in der Gemeinde habe ich mich engagiert: in Sportvereinen zum Beispiel, besonders bei den Ringern.

Spielszene:

Personen:
1. Bürger, 2.Bürger, 3.Bürger, Pfarrer
Ort: Unspezifisch
Handlung: Keine, nur kurze Statements, wie akustische Spots, durch kurze Scheinwerfer auf die einzelnen Sprecher (für die Dauer ihres Statements) unterstrichen.

1. Bürger: Meine Eltern hatten kein Geld. Als ich auf die Welt kam, war die Hebamme bei einer anderen Geburt. Da haben sie den Dr. Mayer gerufen; er half, mich zur Welt zu bringen. Er sagte: „Geld kost’ des net, des bezahle andere Leut’.“
2. Bürger: Der Dr. Mayer hat auch Arbeitslose unterstützt und sie umsonst behandelt. Als einmal die Gemeindekasse kein Geld mehr hatte, um die Arbeitslosenunterstützung auszubezahlen, und auch die Sparkasse nicht helfen konnte, da hat Dr. Mayer das Geld von sich aus vorgestreckt.
3. Bürger: An Weihnachten hat er Pakete an die Armen verteilt. Auch alte Nazi-Kämpfer haben sich über die Geschenke gefreut.
2. Bürger: Meine Eltern haben – wie andere Seeheimer damals auch - Mitte der zwanziger Jahre begonnen, in der Eberstädter Straße ein eigenes Haus zu bauen, - größtenteils in Selbsthilfe. Dabei kamen sie und andere Seeheimer in Geldschwierigkeiten. Dr. Mayer setzte sich dann dafür ein, dass es wieder Kredite für die Häuslebauer gab.
1. Bürger: Bei der Kirchweih 1920 warnte Dr. Mayer die Seeheimer davor, zur Kerwefeier zusammenzukommen, denn die Ruhr-Seuche war im Dorf. Aber sie haben nicht auf ihn gehört und viele haben gesagt: „Der schlächt Jud’ will uns nur die Kerb kaputtmache“. Viele Seeheimer sind dann auch an der Krankheit gestorben.
Pfarrer: Neue Beunruhigung in das Seeheimer politische Leben brachte der von hier stammende jüdisch-freisinnige Arzt Dr. Arthur Mayer, der hier erst die demokratische Gruppe leitete, aber später Sozialist wurde. Sehr begabt, energisch, skrupellos bedeutete er eine Gefahr für die religiös-sittliche Erholung der Gemeinde. Ich spüre ihn überall als Gegenspieler der Kirche. Die wenig feste und treue Art der Seeheimer kommt ihm entgegen. Es gelang ihm, Ende 1922 eine sozialdemokratische Gemeinderatsmehrheit zu erzielen, in der er den Ton angibt. Die in der praktischen Arbeit ruhiger gewordenen alten Gemeinderäte wurden bis auf einen ersetzt durch radikale Elemente.

Monolog Dr. Arthur Mayer:

Das hat man davon, wenn man sich in die Gemeindepolitik einmischt. Dabei war es mir ein inneres Anliegen, mich auch politisch in der Gemeinde zu engagieren und für meine politischen Überzeugungen einzutreten. Letztlich hat das aber leider wenig gebracht, obwohl wir 1922 mit den Sozialdemokraten die Mehrheit im Gemeinderat erreichten. Mit der Zeit gewannen die Nazis auch in Seeheim immer mehr Anhänger. Und als man ihnen 1933 im Reich die Macht übertrug, wurde der Nazi-Terror auch für uns Juden in Seeheim immer unerträglicher. Auch ich wurde bedroht. Wir bekamen Angst und schmiedeten Pläne für die Flucht nach USA oder Kanada. Da machten aber meine Schwiegereltern in Metz nicht mit. Man kann sie ja verstehen: Meine Frau war ihr einziges Kind und eine Übersiedlung nach Amerika hätte womöglich ein Abschiednehmen für immer bedeutet. So beschlossen wir, zu meinen Schwiegereltern nach Frankreich zu ziehen. Meine Frau reiste schon im Herbst 1933 ab und ich folgte ihr im April 1934. Der Abschied aus der alten Heimat, wo ich meine Kindheit verbracht hatte und aufgewachsen war, fiel mir weiß Gott nicht leicht.

In Frankreich fühlten wir uns sicher vor den Verfolgungen der Nazis. Aber wir hatten uns getäuscht: 6 Jahre nach unserem Wegzug aus Seeheim griff die deutsche Wehrmacht Frankreich an und besetzte den Nordteil des Landes. Wir flohen mit meiner Schwiegermutter nach Lyon, in den von Deutschen nicht besetzten Teil des Landes. Aber Ende 1942 besetzten die Deutschen auch Südfrankreich. Wir versuchten in die Schweiz zu flüchten, aber der Versuch misslang. Schließlich wurden wir 1943 bei einer Razzia in Lyon verhaftet und in das berüchtigte Gefängnis Montlachon gesperrt. Was sie dort mit uns gemacht haben, möchte ich jetzt lieber nicht erzählen. Schließlich pferchte man uns mit Tausend anderen Juden aus Frankreich in einen Güterzug, der nach Auschwitz fuhr. Die Fahrt war entsetzlich und als wir dort ankamen, stand schon die SS an der Verladerampe und wir mussten aussteigen. Die SS-Offiziere teilten uns in zwei Gruppen ein: die einen mussten nach links gehen, es waren fast die Hälfte der Neuankömmlinge. Auch meine Frau und meine Schwiegermutter waren dabei. Ich habe sie nie mehr wieder gesehen. ... Sie wurden alle sofort in die Gaskammern gebracht. ... Mich haben sie leben gelassen und mit den übrig gebliebenen Häftlingen fein säuberlich registriert: Häftlingsnummer 157 148. Man hat mich als Arzt eingesetzt für Häftlinge, die man über kurz oder lang sowieso umbringen würde. War das noch ein Leben? .....

1.Sprecher:
Die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 durch Soldaten der Roten Armee hat Arthur Mayer noch erlebt. Für ihn selbst kam die Befreiung zu spät: Er starb am 28.2.1945 in Auschwitz an den Folgen von Hunger, Entkräftung, Entwürdigung und seelischer Not, ermordet durch unmenschliche Behandlung.

Insgesamt sind 16 Juden, die in Zwingenberg wohnten oder aus Zwingenberg stammten, Opfer des Naziregimes geworden. Es waren
2. + 3. Sprecher (im Wechsel)

- Johanna Abraham, geborene Wachenheimer
- Clara David
- Sally David
- Hugo Fuchs
- Richard Fuchs
- Clara Gutmann, geborene Wachenheimer
- Franziska Mainzer
- Moritz Schack
- seine Ehefrau Martha
- sein Schwager Jakob Wolf
- seine Schwägerin Clara Wolf
- Clothilde Wachenheimer
- Zodik Wachenheimer
- Amanda Wolf,
- ihr Sohn Arno Wolf
- und schließlich ihr Mann Sally Wolf, der Lederhändler vom Zwingenberger
Marktplatz

Von den Seeheimer und Jugenheimer Juden wurden durch die Nazis ermordet:
2. + 3. Sprecher (im getragenen Wechsel)

- Ruth Bachenheimer
-
Moritz Bamberger
- Dr. Siegfried Brodnitz
- Ottilie Brodnitz
- Bethge Ettinghausen
- Selma Ewald
- Auguste Goldberg
- Edmund Goldberg
- Nathan Mayer
- Max Mayer
- Rudolf Mayer
- Dr. Arthur Mayer
- Margarete Mayer
- Emilie Rosenfeld
- Betty Steinthal
- Franziska Weiler


1. Sprecher
Von den 21 Juden, die 1933 noch in Alsbach lebten, wurden von den Nazis ermordet:

2. + 3. Sprecher (im getragenen Wechsel)

Elias Marx,
seine Ehefrau Sophie,
und beider Sohn Josef
Elisabeth Sußmann
und ihre Tochter Johanna.

Sprecher:
Aus Berthold Brecht: Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui:

Ihr aber lernet, wie man sieht statt stiert
Und handelt, statt zu reden noch und noch.
So was hätt einmal fast die Welt regiert!
Die Völker wurden seiner Herr, jedoch
dass keiner uns zu früh da triumphiert -
Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!

Adolf Hitler in Zwingenberg

SCHMIEREREIEN AM ALSBACHER JUDENFRIEDHOF