Salim Alafenisch - Sohn eines Beduinenscheichs

Artikel des Bergsträßer Anzeiger vom 22. Mai 2003

"Geschichten aus dem Beduinenzelt"
AK Synagoge lädt den Autor und Erzähler Salim Alafenisch zu den Ferienspielen ein

Der Verein „Areitskreis Zwingenberger Synagoge“ beteiligt sich dieses Jahr zum ersten Mal an den Zwingenberger Ferienspielen und man hat sich dafür etwas Besonderes ausgedacht: Am Montag, 28. Juli 2003, 14 Uhr, erzählt der bekannte palästinensische Autor Salim Alafenisch „Geschichten aus dem Beduinenzelt“ über seine Jugend in der Negev-Wüste.

Der Schriftsteller und Erzähler Salim Alafenisch wurde 1948 als Sohn eines Beduinenscheichs in der Negev-Wüste geboren. Als Kind hütete er die Kamele seines Vaters. "Die Welt meiner Kindheit und Jugendzeit war das Zelt" erinnert sich Alafenisch. So ist es nicht verwunderlich, dass sich viele seiner Geschichten - frei und lebendig erzählt - auf diesen Wohnbereich beziehen. Die realen Veränderungen im Leben der palästinensischen Nomaden - vom Umzug aus dem schwarzen Zelt ins Steinhaus - werden von Alafenisch literarisch kommentiert: In seiner Geschichte "Das versteinerte Zelt" kann der berühmte Stammesmusiker Musa nicht mehr träumen, seit er in das Steinhaus eingezogen ist. "Vielleicht fühlen sich die Träume in den engen Mauern des Hauses eingesperrt", rätselt seine Frau. "Im Zelt aus Ziegenhaar sind die Träume frei. Sie können wandern und durch die Zeltlöcher rein- und rausschlüpfen."

Die Kunst des Geschichtenerzählens hat Salim Alafenisch von seiner Mutter im Beduinenzelt erlernt. Erst mit 14 Jahren lernte er Lesen und Schreiben. Nach dem Abitur in Nazareth studierte er in London und Heidelberg Soziologie, Ethnologie und Psychologie. Heute ist er freier Schriftsteller, lebt in Heidelberg und ist viel gefragter Märchen- und Geschichtenerzähler. Salam Alafenischs Erzählungen - in freier Rede ohne Manuskript vorgetragen - sind verzaubernd und betörend, man glaubt die orientalischen Gerüche wahrzunehmen. Die Hannoversche Allgemeine Zeitung schreibt: "Alafenischs Geschichten von klagenden Palmen, von mächtigen Nächten, die Wünsche erfüllen, von süßen Äpfeln aus dem Garten Damaskus, von weisen Kadis und noch weiseren Frauen entführen in eine wunderbare und wundersame Welt." Das Publikum wird nicht nur in eine fremdländische Welt entführt, sondern erfährt auch vieles über Sitten und Gebräuche der orientalischen Völker. "Vorurteile stammen aus Unkenntnis" kommentiert Alafenisch. Und so sieht er es als seine Aufgabe, mit seinen Geschichten und in seinen Vorträgen vor Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gegen diese Unkenntnis auf Seiten der Europäer anzugehen und damit einen Beitrag zur Völkerverständigung zu leisten.

Politik spielt für Alafenisch eine bedeutende Rolle, wurde er doch im Jahr der Gründung des Staates Israel als Palästinenser in dieser stets umkämpften Region geboren. Toleranz, Verständigung und Gerechtigkeitssinn sind traditionelle Werte, die in seinen Büchern und Erzählungen zum Ausdruck kommen, und die Alafenisch als Schlüssel zur Friedensbildung im Nahen Osten sieht. "Ich sehe nicht die Zukunft der Menschen in Grenzen, sondern in der Grenzöffnung."

Interessierte Kinder (ab 8 Jahre) und Jugendliche, die sich von Salim Alafenisch ins das Land von 1001 Nacht entführen lassen wollen, melden sich bis Ende Mai beim Rathaus Zwingenberg an.

Artikel des Bergsträßer Anzeiger vom 19. Juli 2003

Geschichten aus dem Beduinenzelt
Autor Salim Alafenisch kommt am 28. Juli zu den Ferienspielen

Wenn am Montag, 28. Juli 2003, der palästinensische Autor und Erzähler Salim Alafenisch im Amtsgericht im Rahmen der diesjährigen Ferienspiele seine „Geschichten aus dem Beduinenzelt“ erzählt, wird auch der Bergsträßer Anzeiger dabei sein.
Nicht nur, dass er über die differenzierte Kunst des Geschichtenerzählens von Salim Alafenisch berichten wird, über die Eindrücke der Kinder und Jugendlichen von den Sitten und Gebräuchen der orientalischen Völker, die der bekannte Märchenerzähler vermittelt, sondern der Bergsträßer Anzeiger wird diese Veranstaltung im Rahmen der Aktion „Lesepower“ auch finanziell unterstützen.
Der Verein „Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge“ findet es prima, dass mit der Aktion „Lesepower“ Kinder und Jugendliche zum Lesen interessanter Bücher angeregt werden. Die Bücher von Salim Alafenisch sind aber nicht nur für jüngere Leser spannend, sondern auch Erwachsene haben ihren Spaß beim Lesen der orientalischen Geschichten.
„Ich habe mir zwei Bücher des palästinensischen Autors gekauft und ohne Pause durchgelesen – so fesselnd sind die Geschichten, die viel über das entbehrungsreiche Leben der Beduinen in der Negev-Wüste erzählen“, so Dr. Fritz Kilthau, der Vorsitzende des Vereins „Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge“.
Der Vorstand des Vereins, der diesen Nachmittag gestaltet, möchte den Vortrag von Salim Alafenisch durch weitere unterhaltsame Programmpunkte zu einer bunten Veranstaltung erweitern.
Vorstandsmitglied Renate Weber wird die Teilnehmer mit ihrer orientalischen Marionette in das Land von 1001 Nacht entführen; bei einem Quiz können die Kinder und Jugendliche Alafenischs Buch „Amira – Prinzessin der Wüste“ mit persönlicher Widmung gewinnen. Alle Teilnehmer erhalten zur Erinnerung ein Autogramm des Märchenerzählers und schließlich sind kurzweilige Spiele mit den Kindern und Jugendlichen geplant. Aber nach Aussage von Vereinsvorstands werden jetzt noch nicht alle Programmpunkte verraten.
Kinder und Jugendliche, die sich bis jetzt noch nicht beim Rathaus zu dieser Veranstaltung angemeldet haben, können die von der Stadt einzuziehende Teilnehmergebühr von 2 € bei der Veranstaltung entrichten.

Artikel des Bergsträßer Anzeiger vom 30. Juli 2003

Haben Kamele etwa Eiscreme in ihren Höckern?
Salim Alafenisch erzählt Ferienspielkindern auf Einladung des AK Synagoge Geschichten vom fernöstlichen Leben

Von Kamelen, Beduinenzelten und schönen Prinzessinnen wusste Salim Alafenisch am Montag im Alten Amtsgericht zu erzählen. Der "Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge" hatte den Schriftsteller anlässlich der Ferienspielaktion "Geschichten aus dem Beduinenzelt" eingeladen und damit ganz den Geschmack der Kinder getroffen. Mit seinen orientalischen Anekdoten aus vergangenen Zeiten und der Gegenwart verzauberte Salim Alafenisch die jungen Zuhörer im Nu, brachte sie zum Lachen und nahm sie mit in eine fremde, spannende Welt.

Salim Alafenisch hat seine Kindheit und Jugend in der Negev-Wüste verbracht - und zwar in einem Beduinenzelt. Er weiß also, wovon er spricht, wenn er den Kindern seine Geschichten vom fernöstlichen Leben, von Scheichs und Kamelen erzählt. Hätte er es nicht selbst erlebt, könnte er wohl kaum so fesselnd und faszinierend, so anschaulich und doch so märchenhaft davon berichten. Die orientalische Erzählkunst, das steht außer Frage, beherrscht Salim Alafenisch: Egal, ob er von seiner Jugend berichtete, oder ob er die Geschichten aus seinen Büchern nacherzählte, stets brachte er seine jungen Zuhörer mit kleinen Anekdoten zum Lachen. Während seinen Erzählungen saß der Schriftsteller, der bereits acht Bücher für Kinder und Erwachsene verfasst hat, im Originalgewand vor einem nachgebauten Beduinenzelt. Die Kinder lauschten um ihn herum andächtig auf Teppichen.

Salim Alafenisch erhielt erst mit 14 Jahren die Möglichkeit, um eine Schule zu besuchen, lesen und schreiben zu lernen. Er erzählte, dass jedes der Schulkinder in der Negev-Wüste dem Lehrer am Ende der Woche zum Dank ein Ei schenkte. Je nachdem, ob der Lehrer lieb gewesen sei oder nicht, habe er entweder große oder eben nur ganz kleine Eier bekommen. Dieses Prinzip gefiel den Zwingenberger Kindern natürlich auf Anhieb.

Viel gelacht wurde auch als Salim Alafenisch Lobreden auf die arabische Schrift hielt: Die Zeit, die uns, die wir von links nach rechts schreiben, verloren gehe, um die rechte Hand an den linken Papierrand zu befördern, könnte nämlich bereits zum Erfinden neuer Geschichten genutzt werden, erklärte er. Nur die Frauen, die nach dem Tode ihres Mannes rufen: "Oh je, mein Kamel ist tot!", seien wirklich traurig, fuhr Salim Alafenisch fort. Denn Männer gebe es viele, ein Kamel dagegen sei richtig wertvoll.

Auch wenn er kurze Geschichten und Märchen aus seinen Büchern erzählte, hörten die Kinder dem Schriftsteller faszinierend zu. Immer wieder bezog Salim Alafenisch die Kinder auch aktiv mit ein, ließ sie über den Ausgang von Geschichten beraten, oder stellte ihnen Fragen. Zum Beispiel wollte er von ihnen wissen, was denn Kamele in ihren Höckern haben, "Eiscreme, oder Spaghetti, vielleicht?" und "Wie lange bekommt eigentlich ein Kamelbaby Milch von seiner Mutter?".

Nach der Erzählstunde gab der Schriftsteller noch Autogramme für seine jungen Zuhörer. Da ja nun alle die enormen Vorteile der arabischen Schrift kannten, schrieb er die Namen der Kinder auf arabisch und hebräisch dazu. Mit ein bisschen Glück konnte bei einer Verlosung auch noch sein Buch "Amira - Prinzessin der Wüste" gewonnen werden.

Der Vorsitzende des Vereins "Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge", Dr. Fritz Kilthau, freute sich sehr, dass Salim Alafenisch der Einladung zu den Ferienspielen gefolgt war. Man habe unbedingt einen Autor aus dem Ausland, aus einem anderen Kulturkreis gewinnen wollen, erzählte er. Für die Kinder waren die Ferienspiele beim "Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge" aber nach den lustigen Stunden mit Salim Alafenisch noch längst nicht vorbei. Sie hatten noch die Möglichkeit selbst einen kleinen bunten Erzählteppich zu weben, den israelischen Tanz "Fuchs im Hühnerstall" einzustudieren und sich bei Ratespielen rund um die Themengebiete Beduinen und Wüste zu beweisen. Zur Stärkung gab es zwischendurch - dem Thema entsprechend - Datteln, Feigen und Rosinen.
dia

Bücher von Salim Alafenisch im Unionsverlag Zürich:
- Das versteinerte Zelt
- Der Weihrauchhändler
- Die acht Frauen des Großvaters
- Das Kamel mit dem Nasenring

Weitere Bücher im Ravensburger Buchverlag


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