Visionen aus dem Inferno

Vor 65 Jahren in Auschwitz befreit – der Maler Adolf Frankl

Anlässlich des Gedenktages an die Befreiung des KZ Auschwitz am 27. Januar 1945 lädt der Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge unter Mitwirkung der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden zu einem Filmvortrag „Visionen aus dem Inferno – Kunst gegen das Vergessen“ über den jüdischen Maler Adolf Frankl im Alten Amtsgericht (Beginn 19:30 Uhr) ein.

Adolf Frankl, geb. am 12. Febr. 1903 in Bratislava, gestorben am 18. August 1983 in Wien, wurde 1944 mit seiner ganzen Familie in Bratislava verhaftet und im November desselben Jahres nach Auschwitz-Birkenau deportiert.
Nach der Befreiung durch die Rote Armee kehrte Frankl nach Bratislava zurück und begann mit dem Zyklus „Visionen aus dem Inferno – Kunst gegen das Vergessen“. Mit seinen erschütternden Werken über den Holocaust wollte Adolf Frankl allen Völkern dieser Welt ein Mahnmal setzen. „Es soll niemandem, egal welcher Religion oder politischer Anschauung, dieses oder Ähnliches widerfahren!“ so Frankl.
Ab 1949 lebte er mit seiner Familie in Wien, New York und ab den 1960er Jahren in Deutschland.
Damit die von seinem Vater geschaffene Erinnerung an die Opfer des Holocaust nicht in Vergessenheit gerät, organisieren Sohn Thomas und Schwiegertochter Inge regelmäßig Ausstellungen. In Koproduktion mit dem slowakischen Fernsehen STV2 produzierte Thomas Frankl die Dokumentation „Visionen aus dem Inferno – Kunst gegen das Vergessen“ (Regie Peter Dimitrov) über das Leben und Werk seines Vaters.

i Filmvortrag „Visionen aus dem Inferno – Kunst gegen das Vergessen“
Mittwoch, 27. Januar 2010, 19:30 Uhr im Saal des Alten Amtsgerichts Zwingenberg
Veranstalter: Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge, Evangelische Kirchengemeinde Zwingenberg und Katholische Pfarrgemeinde Zwingenberg


Artikel des Bergsträßer Anzeiger vom 1. Februar 2010

Mit Fratzen der Mörder gegen das Vergessen
Erinnerung: AK Synagoge und Kirchen zeigen Film über Adolf Frankl

Von unserer Mitarbeiterin Gerlinde Scharf

Zwingenberg. Wenn die letzten Zeitzeugen längst verstorben sind, so werden die Bilder von Adolf Frankl dafür Sorge tragen, dass das Gedenken an die Opfer des Holocaust und an die Gräuel der Nazi-Diktatur unsterblich bleiben. Der slowakische Maler jüdischer Herkunft, der am 27. Januar 1945 mit Tausenden von Inhaftierten von Soldaten der Roten Armee gerettet und aus dem KZ Auschwitz befreit wurde, hat seine Erinnerungen an das unvorstellbare Grauen und den Massenmord in dem Zyklus "Visionen aus dem Inferno - Kunst gegen das Vergessen" auf Leinwand festgehalten.

Seine Darstellungen, die grellen Farben in Kalkweiß, Giftgrün, Speigelb und Feuerrot, die scheußlichen Fratzen der Mörder, die angstvollen Gesichter der Opfer mit den aufgerissenen Mündern, die stummen Schreie und die mit Leibern aufgetürmten Leichenberge, sind ein unvergängliches Mahnmal wider das Vergessen. Tiefes Schweigen und große Betroffenheit herrschten unter den Zuschauern im Alten Amtsgericht am Ende der Aufführung eines preisgekrönten Filmes, den das slowakische Fernsehen 2005 über das Leben und das Werk von Adolf Frankl gedreht hat.

Der Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge sowie die Katholische und Evangelische Kirchengemeinde führten die einstündige Dokumentation am Holocaust-Gedenktag vor. Dr. Fritz Kilthau hatte die Verbindung zum Sohn des Malers, Thomas Frankl, hergestellt. Dieser zeigt in seiner Galerie am Judenplatz in Wien eine ständige Ausstellung mit Bildern seines 1983 verstorbenen Vaters.
Auch Mitglieder des Auerbacher Synagogenvereins kommunizieren seit Mitte der 1980er Jahre mit der Familie des Malers. Vor etwa 20 Jahren wurden in der Synagoge in der Bachgasse vierzig Bilder des 1903 in Bratislava geborenen Künstlers gezeigt. Eines davon hat die Stadt Bensheim gekauft. "Wir wollen keinen Schlussstrich unter die unrühmliche Vergangenheit ziehen und den Holocaust in unserer Erinnerung behalten", sagte Bernhard Dienst. Der Evangelische Pfarrer begrüßte die Besucher im Namen der Veranstalter und merkte kritisch an, dass es "auch in unserer Stadt Menschen gibt, die am liebsten einen Schlussstrich ziehen wollen".
Die Koproduktion des Fernsehsenders mit dem ältesten Sohn von Frankl zeigt ein Porträt des Zeitzeugen, das eng verbunden ist mit dem Inferno, das am 28. September 1944 auch über die Familie Frankl einbrach. In jener Nacht wurde die jüdische Familie in ihrer Wohnung in Bratislava verhaftet und durch die Straßen zum Güterbahnhof getrieben. Der Vater wurde mit anderen in Viehwaggons gepfercht und deportiert. Adolf Frankl kam zunächst in das Konzentrationslager Sered (Slowakei), später wurde er in das Vernichtungslager Auschwitz verlegt. Nur das Wissen, dass sich seine Frau und die beiden Kinder dank einer Notlüge in Sicherheit bringen konnten, hielt ihn am Leben. Fortan war er nur noch eine Nummer, die ihm auf den Arm tätowiert wurde: B 14395.
Mehr tot als lebendig wurde Adolf Frankl von russischen Armeeangehörigen befreit. Die Familie lebte nach Kriegsende in Bratislava, New York und Wien. In Österreich begann der ehemalige KZ-Häftling Frankl zu malen. Obwohl ihm ein Arzt empfohlen hatte, zur Ablenkung doch lieber Blumen zu malen, entschied sich Adolf Frankl anders. Er verarbeitete stattdessen seine traumatischen Erlebnisse in Auschwitz in seinen Bildern mit Pinsel und Farbe.
Seine Fratzen sollte an die menschenverachtenden Verbrechen und das unvorstellbare Leid der Opfer erinnern: "Es soll niemandem, egal welcher Religion oder politischen Anschauung, dieses oder ähnliches widerfahren", wünschte sich Frankl.

Dr. Fritz Kilthau, Vorsitzender des Arbeitskreises Zwingenberger Synagoge, teilte abschließend mit, dass auf der Jahreshauptversammlung des Vereins am 28. April der Leiter der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Osthofen sprechen wird.
Pfarrer Bernhard Dienst lud für den 27. Februar zu einer Veranstaltung des Hauses der Kirche in das Wicom-Forum nach Heppenheim ein. Thema wird das Auftrittsverbot der "Comedian Harmonists" sein. Es wird gebeten, sich bis zum 24. Februar anzumelden.

Bergsträßer Anzeiger
01. Februar 2010


Artikel von ECHOonline vom 1. Februar 2010
01. Februar 2010 | mra
Kunst gegen das Vergessen
Dokumentation: Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge zeigt einen Film über den jüdischen Maler Adolf Frankl

ZWINGENBERG.
,,Ich habe mir vorgenommen, meine schrecklichen Erlebnisse bildlich darzustellen, als Mahnung und als künstlerische Dokumentation. Mit meinen Werken wollte ich allen Völkern dieser Welt ein Mahnmal setzen. Es soll niemandem - egal welcher Religion oder politischer Anschauung - je wieder dieses oder ähnliches widerfahren. Ich hoffe, mit meinen Werken zur Aufklärung und zu gegenseitigem Respekt beim Zusammenleben der Menschen beizutragen, denn es ist mein wichtigstes Anliegen, dass meine Kinder und Kindeskinder und alle übrigen Menschen vor solch schrecklichen Zeiten verschont bleiben." Dies sagt der ehemalige KZ-Häftling Adolf Frankl zu Beginn des Films ,,Visionen aus dem Inferno". Der Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge zeigte in Zusammenarbeit mit der evangelischen und der katholischen Pfarrgemeinde Zwingenberg im Alten Amtsgericht den erschütternden Streifen aus Anlass des 65. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz.
Der Film schildert, wie der am 12. Februar 1903 in Bratislava geborene jüdische Maler Adolf Frankl sein Leben trotz schwerster Nöte meisterte. Sein Sohn Thomas, der die Dokumentation gemeinsam mit dem slowakischen Fernsehsender STV2 in Koproduktion drehte, erinnert sich noch genau an jene Nacht zum 28. September 1944, als in Bratislava alle jüdischen Bürger deportiert wurden, darunter auch seine Familie.
Die Nacht verbrachten die Frankls im dunklen Gestapo-Gewahrsam, nachdem sie von einem Nachbarn ,,verpfiffen" wurden. Vom Güterbahnhof Bratislava wurde der Vater im November desselben Jahres nach Auschwitz deportiert. Was er dort erlebte ist grausam: Todesangst, Hunger, Verzweiflung. Nur durch viel Glück überlebte Frankl das Inferno und gehörte zu den rund 8000 Gefangenen, die am 27. Januar 1945 völlig entkräftet von der Roten Armee befreit wurden.
Der Holocaust-Überlebende kehrte nach Bratislava zurück und die Freude bei seiner Familie war grenzenlos. Mutter und Sohn konnten ihr Glück kaum fassen, doch trug der Vater schwere Depressionen davon, die er mit Hilfe der Kunst zu überwinden suchte. Er malte fortan am Zyklus ,,Visionen aus dem Inferno - Kunst gegen das Vergessen". Seine Bilder finden heute - nach seinem Tod am 18. August 1983 in Wien - Eingang in die Zentren der globalen Kunstszene. Glücklich darf sich die Stadt Bensheim schätzen, eine Gemälde zu besitzen. Frankl bannte in grellen Farben seine Erlebnisse auf Leinwand, zeichnete Hitler und seine Schergen ebenso wie den Stacheldraht des Konzentrationslagers. Der Film fährt die Originalschauplätze ab und versteht mit Hilfe der Technik Realität und Künstlerisches gegenüber zu stellen.
Wer sich eingehend mit der Kunst Adolf Frankls beschäftigen möchte, hat im Internet unter www.visioneninferno.de Gelegenheit dazu. Die Adresse führt direkt in die Galerie ArtForum am Judenplatz 2 in Wien. Dort haben viele Bilder des Künstlers ihren Platz gefunden. Manuel Stangorra
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