Jüdische Symbole

Der Verein „Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge e.V.“ lädt zu einem Vortrag über jüdische Symbole am Donnerstag, 8. Juni 2017, 19:30 Uhr im Saal des Alten Amtsgerichts Zwingenberg ein. Manja Altenburg, Kunsthistorikerin, Erziehungswissenschaftlerin und Mitinhaberin der Agentur für jüdische Kultur Altenburg & Graf (Mannheim/Heidelberg) widmet sich der Entstehung, der Bedeutung und der Veränderung jüdischer Symbole durch die Jahrhunderte – gegliedert nach verschiedenen Symbolgruppen.

Das wohl bekannteste Symbol des Judentums ist der sechseckige Davidstern. Man findet ihn bereits im frühen Mittelalter auf jüdischen Grabsteinen und in hebräischen Handschriften. Als „Schild Davids“ (hebräisch „Magen David“) wurde das Zeichen vielfach zum Schutz gegen böse, schädliche Kräfte verwendet, beispielsweise auf Amuletten. Der offizielle Gebrauch des Davidsterns ist erstmals im 14. Jahrhundert in Prag auf der Fahne der jüdischen Gemeinde nachgewiesen, in der Folgezeit wurde er mehr und mehr zum allgemeinen jüdischen Glaubenssymbol. Besondere Bedeutung bekam der Davidstern als Wahrzeichen für die zionistische Bewegung Ende des 19. Jahrhunderts. Die Nationalsozialisten verwendeten das von ihnen abfällig als „Judenstern“ bezeichnete Hexagramm (Sechseck) zur Stigmatisierung der Juden in Deutschland und in den von ihnen besetzten Ländern: Ab September 1941 mussten die Juden die gelben Stoffsterne sichtbar auf ihre Kleidung nähen, so dass jeder sie als Juden erkennen konnte. In Zwingenberg wurden in der Reichspogromnacht die Davidsterne aus den Vorgartenpfosten der Synagoge herausgehauen – an den großen, in der Spitze der Ostwand gemauerten Davidstern kam man nicht heran, so dass man ihn noch heute dort sehen kann.
Die große Bedeutung des Davidsterns für das Judentum zeigte sich schließlich darin, dass er bei der Gründung des Staates Israel 1948 als zentrales Symbol in die israelische Flagge aufgenommen wurde.

Die Religion und Kultur des Judentums kennt eine Vielzahl weiterer Symbole: So beispielsweise die Menora (der siebenarmige Leuchter, der sich auch in geschmiedeter Form im Eingangstor der Zwingenberger Synagoge zur Wiesenstraße hin befindet), die Thora-Rolle mit ihren Schmuckelementen, die Kerzen, der Weinbecher und die Brote der Sabbat-Zeremonien, die Kippa (die Kopfbedeckung jüdischer Männer), den Gebetsmantel, die Gebetsriemen, die Mesusa (Schriftkapsel an der Eingangstür jüdischer Gebäude), die Chanukkia (der achtarmige Leuchter), die jüdischen Kleidersitten (Hüte, Bärte, Schläfenlocken und Perücken) und vieles mehr.
Über viele dieser Symbole, die von den Juden auf der ganzen Welt verwendet werden, wird Manja Altenburg in ihrem Vortrag berichten.

Im Anschluss an den Vortrag findet die öffentliche Jahreshauptversammlung des Vereins „Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge“ statt.

Artikel des Bergsträßer Anzeiger vom 12. Juni 2017

Erfreulich viele Schüler zeigen Interesse
Arbeitskreis Synagoge Dr. Fritz Kilthau einstimmig wiedergewählt

12. Juni 2017
Autor: Thomas Tritsch (tr)

Zwingenberg.Bei den Vorstandswahlen im Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge gab es keine Überraschungen. Die Mitglieder votierten einstimmig für Dr. Fritz Kilthau als ersten Vorsitzenden. Kilthau ist seit 2002 ununterbrochen im Amt.
Als zweite Vorsitzende folgt Ulrike Jaspers auf Hanns Werner, der nach vielen Jahren an der Spitze des Vereins in die Riege der Beisitzer wechselt. Kilthau dankte Werner für die treue Mitarbeit im Arbeitskreis, den er seit dessen Beginn im Juni 1999 aktiv begleitet. Aus dem Gründungsvorstand waren im Alten Amtsgericht auch Ehrenbürgermeister Kurt Knapp und die frühere Dekanin Ulrike Scherf anwesend, seit 2013 stellvertretende Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.
Ulrike Jaspers behält ihr Amt als Schriftführerin, Schatzmeister ist Ulrich Kühnhold. Seine Vorgängerin Pia Knaup ist ab sofort als Beisitzerin im erweiterten Vorstand tätig. Ebenso wie Martin Giebeler, Doris Bonin-Müller und Daniel Unruh. Die von Bürgermeister Dr. Holger Habich geleiteten Wahlen erfolgten flott und diskussionslos. Neben Hanns Werner dankte der alte und neue Vorsitzende auch Wolfgang Becker und Patricia Preikschat für deren langjährige Vorstandsarbeit.

Mitgliederzahl konstant
Mit konstant 40 Mitgliedern bleibt der Verein seit gut drei Jahren personell stabil. 2013 verzeichnete der Arbeitskreis einen leichten Zuwachs. Seither zeigt sich die Statistik unverändert. Auch die öffentlich-rechtlichen Mitglieder bleiben dem Arbeitskreis treu: Neben der Stadt Zwingenberg und der Gemeinde Alsbach-Hähnlein, sind das der Kreis Bergstraße, die evangelischen Kirchengemeinden Alsbach und Zwingenberg sowie die katholische Kirchengemeinde Zwingenberg.

Durchweg positive Bilanz
Kilthaus Bilanz fiel durchweg positiv aus. Auch im vergangenen Jahr war der AK Synagoge bei zahlreichen Veranstaltungen präsent, unter anderem begleitete er den lokalen Zweig der Ausstellungsreihe "Legalisierter Raub" des Fritz Bauer Instituts in Lorsch, die Mitte Mai zu Ende gegangen war. In der ehemaligen Auerbacher Synagoge hielt Kilthau im April einen Vortrag über die die Bensheimer Bankiersfamilie Bauer. Im Januar beteiligte sich der Verein am Gedenktag der Auschwitz-Befreiung. Frank Meessen, Leiter des Katholischen Bildungswerks Bergstraße-Odenwald, fragte nach den Motoren und Auslösern der NS-Diktatur. Auch über Zwingenberg und die Bergstraße hinaus ist der Arbeitskreis bekannt. Im Berichtsjahr gab es einen Besuch in der Darmstädter Synagoge und eine Fahrt zur KZ-Gedenkstätte Osthofen.
Am 24. September ist ein Stadtgang in Darmstadt geplant, bereits am 27. August findet ein weiterer Rundgang über den jüdischen Friedhof in Alsbach statt. Eine besondere Veranstaltung ist für den 23. November vorgesehen: Dann wird Horst Walther vom Institut für Kino und Filmkultur in Wiesbaden den NS-Propagandafilm "Hitlerjunge Quex" zeigen und kommentieren. Filme wie dieser, "Kolberg" oder "Jud Süß" gelten als Vorbehaltsfilme: Sie dürfen nur mit begleitendem Vortrag öffentlich vorgeführt werden, da sie kriegsverherrlichend, rassistisch und volksverhetzend sind. Letzterer wurde in Zwingenberg 2013 gezeigt und diskutiert.
Dr. Fritz Kilthau kündigte eine überarbeitete und erweiterte Version seines Bildvortrags über die Juden in Zwingenberg von 2003 an. Eine neue Broschüre berichtet über drei am 23. März 1945 hingerichtete Soldaten in Bensheim: Die jungen Männer wurden am alten Wasserwerk am oberen Ende der Dürerstraße an einen Baum gefesselt und dort von einem Hinrichtungskommando erschossen. Kurz vorher waren sie vom "Fliegenden Standgericht Helm" in der Turnhalle des damaligen Gymnasiums (heute Kirchbergschule) wegen angeblicher Fahnenflucht zum Tode verurteilt worden. Wie der Autor mitteilt, plane die Stadt Bensheim an diesem Ort eine Gedenkstätte.

Publikationen stark nachgefragt
Das Angebot an Publikationen ist seit Gründung des Vereins konstant gewachsen. Im vergangenen Jahr verkaufte der Arbeitskreis so viele Exemplare wie nie zuvor. Das macht sich positiv in der Vereinskasse bemerkbar. Neu ist eine spezielle App zur Anwendung auf Smartphones, die den Zwingenberger Stadtgang auf den Spuren der NS-Zeit virtuell übersetzt und so für Nutzer nachvollziehbar macht. Die Digitalisierung trägt im Verein ohnehin Früchte. Laut Kilthau ist die Webseite sehr gut besucht. Regelmäßig knüpfen Menschen aus aller Welt über diese Plattform Kontakte zum gut vernetzten Arbeitskreis. Darunter erfreulich viele Schüler und immer wieder auch Nachfahren von jüdischen Zwingenberger Bürgern.

© Bergsträßer Anzeiger, Montag, 12.06.2017

Jüdische Symbole: Von Menora bis Davidstern
Vor der Hauptversammlung begrüßte der Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge die Kunsthistorikerin Manja Altenburg zu einem Vortrag über jüdische Symbole. Die Erziehungswissenschaftlerin und praktizierende Jüdin ist Mitinhaberin der Agentur für jüdische Kultur Altenburg & Graf in Mannheim und Heidelberg. Sie widmete sich der Entstehung und heutigen Bedeutung jüdischer Symbole im kirchlichen und weltlichen Kontext. Diese sind sowohl sichtbares Bekenntnis zum Judentum wie auch Ausdruck des Glaubens an Gott. "Ein Kennzeichen jüdischer Identität", so Manja Altenburg in Zwingenberg, wo sie nicht zum ersten Mal referiert hat.
Das sicherlich bekannteste Symbol des Judentums ist der sechseckige Davidstern. Man findet ihn bereits im frühen Mittelalter auf jüdischen Grabsteinen und in hebräischen Handschriften. Als Schild Davids (hebräisch: "Magen David") wurde das Zeichen immer wieder zum Schutz gegen böse, schädliche Kräfte verwendet. Die große Bedeutung des Davidsterns für das Judentum offenbart sich auch darin, dass er bei der Gründung des Staates Israel 1948 als zentrales Symbol in die israelische Flagge aufgenommen wurde.

Zur Stigmatisierung missbraucht
Besondere Bedeutung bekam der Davidstern als Wahrzeichen für die zionistische Bewegung Ende des 19. Jahrhunderts. Die Nationalsozialisten verwendeten das von ihnen abfällig als gelben "Judenstern" bezeichnete Hexagramm zur Stigmatisierung der Juden in Deutschland. Für gläubige Juden symbolisiert der Stern mit seinen sechs Dreiecken die sechs Schöpfungstage. An der ehemaligen Zwingenberger Synagoge erkennt man den Stern an der Spitze der Ostwand. Am Eingangstor des Gebäudes sieht man ein weiteres jüdisches Symbol: die Menora.
Der siebenarmige Leuchter ist im israelischen Staatswappen zu finden und laut Manja Altenburg eines der wichtigsten religiösen Symbole. "Es steht unter anderem für die Erleuchtung des Geistes." Auch die komplexe Farben- und Zahlensymbolik waren ein Thema des Vortrags, der im Dialog mit dem Publikum viele offene Fragen beantworten konnte. tr
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In der Straßenpforte die geschmiedete Menora
In der Straßenpforte die geschmiedete Menora