Bücher für Jugendliche ab 16 Jahren und Erwachsene

Der Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge hat der Stadtbücherei Zwingenberg 30 Bücher übergeben, um ihren Bestand an Literatur zu jüdischem Leben, Holocaust und Rassismus zu erweitern. Dazu gehören Bilderbücher, Kinder- und Jugendromane sowie Graphic Novels und auch fünf Romane für Erwachsene. Bei der Auswahl der Werke haben wir uns von einer Expertin der Literaturhandlung im Jüdischen Museum Frankfurt beraten lassen.

Für alle Altersklassen sind spannende Bücher dabei: 3-11 Jahre | ab 12 Jahren | ab 14 Jahren | ab 16 Jahren und für Erwachsene

Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung

von Barbara Yelin

Graphic Novel. Ab 16 Jahren.

Geboren 1937 in Den Haag, wird Emmie Arbel mit ihrer jüdischen Familie 1942 von den Nazis deportiert. Sie überlebt die Konzentrationslager Ravensbrück und Bergen-Belsen. Als der Krieg vorbei ist, ist sie acht Jahre alt. Ihre Eltern und Großeltern sind im Holocaust ermordet worden. Mit ihren Brüdern wird Emmie von einer Pflegefamilie in den Niederlanden adoptiert. Doch die Rettung stellt sich gleichzeitig als neuer Leidensweg für das traumatisierte Kind heraus. 1949 wandert die Familie nach Israel aus. Im Kibbuz fühlt Emmie sich isoliert und nirgends zugehörig. Bis sie als junge Frau ihr Leben in die eigenen Hände nimmt. Kindheit und Jugend von Emmie waren geprägt von Gewalt, Missbrauch, Sprachlosigkeit und Einsamkeit. Sie blickt aber auch zurück auf ein Leben voller Rebellion, Selbstermächtigung und Humor.
Auf Basis intensiver Gespräche mit Emmie Arbel schafft die Zeichnerin und Autorin Barbara Yelin eindringliche Erinnerungsliteratur, die zugleich eine Reflexion über das Erinnern selbst ist. Yelin gelingt es, mit ihrem reduzierten Comic-Stil nuanciert ein so kompliziertes Seelenleben abzubilden. Die Graphic Novel erschien 2023.

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Die Hochzeit der Chani Kaufman

von Eve Harris

Roman

Sie haben sich dreimal gesehen, sie haben sich noch nie berührt, aber sie werden heiraten: die neunzehnjährige Chani Kaufman und der angehende Rabbiner Baruch Levy. Wie geht Ehe, wie geht Glück?
In ihrem 2015 auf Deutsch erschienenen Debütroman erzählt die britische Autorin Eve Harris eine fast unmögliche Liebesgeschichte in einer Welt voller Regeln und Rituale. Das Buch thematisiert die Konflikte zwischen den ultraorthodoxen Traditionen und dem modernen Westen, sowie die Schwierigkeiten und Ungerechtigkeiten innerhalb dieser Gemeinde, insbesondere für Frauen. Eve Harris hat mit ihrem differenzierten, unprätentiösen Insiderwissen und Humor die Innenansichten einer orthodoxen Gemeinde in London beschrieben. Die Autorin wuchs übrigens einer säkularisierten Familie jüdischer Herkunft in London auf und unterrichtete an katholischen und jüdisch-orthodoxen Mädchenschulen.

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Der Schrecken verliert sich vor Ort

von Monika Held

Roman

Die Geschichte beginnt im Juni 1964 während der Frankfurter Ausschwitz-Prozesse, als der ehemalige KZ-Häftling Heiner und Lena sich kennenlernen. Heiner, der endlich Zeuge sein soll und von der Justiz zum zweiten Mal zum Opfer gemacht wird, weil jedes seiner Worte von den Verteidigern der Angeklagten hinterfragt und angezweifelt wird. Lena, die Dolmetscherin, die Heiner, der im Gang des Gerichts zusammenbricht, als Erste sieht und sich in ihn verliebt. Die beiden suchen einen Weg zueinander, immer wieder landen sie in Sackgassen – und immer wieder hilft ihnen auch ihre Fähigkeit zum Humor.
Die deutschen Autorin Monika Held schreibt in einer klaren Sprache und ganz ohne Larmoyanz. Das 2013 erschienene Buch lebt von dem sorgsam austarierten Gegensatz zwischen der privaten Liebesgeschichte und dem historischen Grauen. Margarete Mitscherlich schreibt in ihrem Nachwort zum Buch: „Unsere gottverdammte Pflicht nach Auschwitz ist, das niemals zu vergessen. Es bleibt ein ewiges Thema.“

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Deutsches Haus

von Annette Hess

Roman

Frankfurt 1963. Eva, gelernte Dolmetscherin und jüngste Tochter der Wirtsleute Bruhns, steht kurz vor ihrer Verlobung. Unvorhergesehen wird sie gebeten, bei einem Prozess die Zeugenaussagen zu übersetzen. Gegen den Willen ihres zukünftigen Mannes. „Was würde die Berührung mit dem Bösen mit Eva machen?“ fragt er sich. Und gegen den Willen ihrer Eltern: „Lass doch die alten Zeiten ruhen.“
In ihrem ersten Roman „Deutsches Haus“ (2018) widmet sich die Drehbuchautorin Annette Hess der westdeutschen Vergangenheitsbewältigung. Sie wählt die Sprache der 1960er Jahre, und so schafft sie eine beklemmende Authentizität: eine Atmosphäre des Verdrängens und Weitermachens vor der Fassade der spießigen Redlichkeit. Im Verlauf der Handlung widmet sie sich einem sehr breiten Themenfeld: dem verbreiteten Antisemitismus und dem aufkommenden Fremdenhass gegen die Gastarbeiter – sowie der kollektiven und individuellen Schuld. 2023 gab es eine Miniserie zu dem Buch.

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Sommerhaus am See – Fünf Familien und 100 Jahre deutscher Geschichte

von Thomas Harding

Roman

In den 1920er-Jahren war das Holzhaus am idyllischen See von Groß Glienicke das Ferienparadies für die jüdische Familie Alexander. Für Elsie Alexander, die Großmutter des Autors Thomas Harding, blieb es trotz Verfolgung und Vertreibung durch die Nazis ein „Ort für die Seele“. Über Jahrzehnte Zufluchtsort für fünf Familien, deren Schicksale das deutsche 20. Jahrhundert spiegeln – und es steht immer noch. Nach Kriegsende lag es auf DDR-Gebiet. Die Mauer wurde durch den Garten gebaut, am Seeufer entlang. Das leerstehende Haus sollte abgerissen werden. Doch Briten Thomas Harding sorgte mit engagierten Einwohnern von Groß Glienicke und Verwandten aus England dafür, dass dies nicht geschah.
Harding beschloss, dem Haus seine Geschichte wiederzugeben. Er schrieb ein deutsches Drama des 20. Jahrhunderts mit versöhnlichem Ausgang. Passagen im Reportagestil wechseln sich ab mit detailreichen Erzählungen aus der Perspektive der einzelnen Menschen, die sich über 100 Jahre in diesem schlichten Sommerhaus wohlgefühlt haben. Das Buch ist 2016 erschienen.

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